Landminenbericht 2016: Zahl der neuen Unfälle mit Landminen fast verdoppelt

Minen und andere Waffen

Der heute veröffentlichte Bericht Landmine-Monitor 2016 enthüllt für das Jahr 2015 einen scharfen Anstieg, von 75%, der neuen Unfälle mit Landminen und explosiven Kriegsresten. Der Anstieg ist auf die schwerwiegenden Unfallzahlen in Konfliktgebieten in Afghanistan, Libyen, Syrien, der Ukraine und Jemen zurückzuführen.

(c) Handicap International

Anlässlich des internationalen Treffens der Mitgliedsstaaten des Minenverbotsvertrags in Santiago de Chile vom 28. November bis 1. Dezember ruft Handicap International alle Staaten dazu auf, humanitäres Völkerrecht anzuwenden und Druck auf die Kriegsparteien auszuüben, damit sie dem Einsatz dieser barbarischen Waffen endlich ein Ende setzen. Weiterhin fordern wir dazu auf, mehr finanzielle Mittel für den Kampf gegen Landminen und explosive Kriegsreste bereitzustellen.

Der Landmine-Monitor 2016 zeigt, dass sich die Anzahl der neuen Unfälle mit industriell hergestellten sowie improvisierten Antipersonenminen und anderen explosiven Kriegsresten innerhalb von einem Jahr fast verdoppelt hat: von 3.695 verletzten Menschen (2014) hin zu 6.461 Menschen (2015). Dies entspricht einer Steigerung von 75 Prozent und macht die höchsten vom Landmine-Monitor berichteten Unfallzahlen seit 2006 aus. Seit 2014 steigt die Anzahl der Opfer wieder an, nachdem sie 15 Jahre lang stetig zurückgegangen war.


© Jaweed Tanveer / Handicap International

Der Landmine-Monitor hat die höchsten Unfallzahlen mit improvisierten Minen (explosive Sprengsätze, die von Kriegsparteien selbst hergestellt und als Antipersonenminen verwendet werden) seit Veröffentlichung des ersten Jahresberichts im Jahr 2000 gezählt: 2015 waren dies 1.331 Unfälle oder 21 Prozent aller Unfälle. Die tatsächliche Anzahl der Unfälle liegt wahrscheinlich noch höher.Die Streitkräfte von Nordkorea, Myanmar und Syrien haben weiterhin Antipersonenminen eingesetzt. Zwischen Oktober 2015 und Oktober 2016 verwendeten nichtstaatliche Gruppierungen Antipersonenminen oder improvisierte Minen in 10 Ländern: Afghanistan, Irak, Jemen, Kolumbien, Libyen, Myanmar, Nigeria, Pakistan, Syrien und Ukraine.

Die gestiegene Kontaminierung bedroht das Leben tausender Menschen auf lange Sicht. Insgesamt 64 Staaten und Gebiete sind weltweit mit Minen und explosiven Kriegsresten verseucht. Handicap International ruft alle Staaten dazu auf, die Programme mit Aufklärungsmassnahmen, Minenräumung und Opferhilfe zu unterstützen, die für diese Länder und Gebiete lebensnotwendig ist.

Handicap International ist über den Masseneinsatz dieser Waffen in den von Konflikten betroffenen Ländern höchst alarmiert. Die Verwendung verbotener Waffen, die gegen internationales Völkerrecht verstossen, ist absolut inakzeptabel. Die Organisation ruft die Kriegsparteien – sowohl Staaten als auch nicht-staatliche bewaffnete Gruppen – dazu auf, mit sofortiger Wirkung auf Antipersonenminen zu verzichten. Sie ruft auch alle Staaten dazu auf, jeglichen neuen Einsatz dieser Waffen aufs Schärfste und systematisch zu verurteilen, und auch Druck auf ihre Alliierten auszuüben, damit sie die Waffen nicht mehr verwenden.

 „Die Situation ist sehr besorgniserregend. Die Finanzierung der Minenaktion geht zurück, und fast alle betroffenen Unterzeichnerstaaten des Minenverbotsvertrags liegen in ihren Entminungsplänen zurück. Zugleich gibt es einen erschreckenden Wiederanstieg im Einsatz von Minen und in den Unfallzahlen, alarmiert sich Petra Schroeter, Geschäftsführerin von Handicap International Schweiz.

"NGOs können diesen entsetzlichen Anstieg nicht alleine stemmen. Die internationale Gemeinschaft muss die Aktivitäten in der Entminung, Risikoaufklärung und Opferhilfe unterstützen und systematisch alle Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht verurteilen."

Die globalen und nationalen Mittel für die Minenaktion, die von internationalen Trägern und betroffenen Ländern bereitgestellt wurden, gingen um 139 Millionen Dollar zurück (von 610,8 Millionen 2014 auf 471,3 Millionen 2015). Obwohl der Bedarf mit der Anzahl neuer Unfälle gestiegen ist, ging die Finanzierung der Minenaktion damit zum dritten Mal in Folge zurück – auf das niedrigste Niveau seit 2005.

Hier finden Sie den vollständigen Monitor (auf englisch)

Hier finden Sie die Major Findings des Monitors (auf englisch)

23 November 2016
Einsatzländer

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf

Nadia Ben Said
Verantwortliche Medien
(FR/DE/EN)

Tel : +41 22 710 93 36
[email protected]

HELFEN
Sie mit

Lesen sie weiter

Ukraine: Explosivwaffen, tägliche Bombardierungen und Verseuchung durch Blindgänger isolieren Dörfer, viele ältere Menschen harren in Frontnähe aus
© M.Monier / HI
Gesundheit und Prävention Minen und andere Waffen Nothlife Stop Bombing Civilians

Ukraine: Explosivwaffen, tägliche Bombardierungen und Verseuchung durch Blindgänger isolieren Dörfer, viele ältere Menschen harren in Frontnähe aus

Der massive Einsatz von Explosivwaffen in der Ukraine hat Strassen, Spitäler und Schulen zerstört und ganze Landstriche isoliert. Wir weisen auf die Gefahren hin, die von Blindgängern ausgehen, und auf die wachsenden Bedürfnisse der Menschen, die nicht aus den Kampfgebieten fliehen konnten. 

Ein Tag im Leben unserer Minenräumer:innen
© A. Stachurski / HI
Minen und andere Waffen

Ein Tag im Leben unserer Minenräumer:innen

Schlüpfen Sie in die Schutzkleidung unserer Minenräumer:innen im Senegal und erleben Sie einen Tag an ihrer Seite

Senegal: Wie Hunde Kira, Storm, Fisti und Tini helfen, Minen aufzuspüren
© A. Stachurski / HI
Minen und andere Waffen

Senegal: Wie Hunde Kira, Storm, Fisti und Tini helfen, Minen aufzuspüren

Aufgeregt und gespannt hält Storm seine Nase in den Wind. Seine Augen leuchten. Der belgische Schäferhund trainiert seit Monaten in der Region Casamance, wie er Sprengkörper aufspüren kann. Bald sind Storm und die anderen drei Hunde bereit für ihren ersten Einsatz. Dann unterstützen sie unsere Teams bei der Minenräumung. Entminerin Elisabeth Sambou freut sich schon auf die vierbeinigen Kollegen.