Landminen-Monitor: 4710 Opfer im Jahr 2022, davon 85 % Zivilist:innen

Minen und andere Waffen
International

Der heute veröffentlichte Landminen-Monitor 2023 verzeichnet eine hohe Zahl von Minenopfern: 4710 Opfer im Jahr 2022, davon 85 % Zivilist:innen. Vom 20. bis 24. November findet in Genf die jährliche Konferenz über das Verbot von Antipersonenminen statt. Wir haben zusammen mit anderen Organisationen den Friedensnobelpreis für unseren Kampf gegen Minen erhalten und rufen die Staaten dazu auf, ihren diplomatischen Einfluss geltend zu machen, um den Einsatz dieser heimtückischen Waffen zu beenden.

Eine Minenräumerin von Handicap International in Kolumbien.

Eine Minenräumerin in Kolumbien. | © J. M. Vargas / HI

"Seit 2015 verzeichnen wir jedes Jahr eine hohe Zahl von Minenopfern. Diese hohe Zahl ist hauptsächlich auf die Zunahme bewaffneter Konflikte und die Kontamination mit improvisier-ten Minen zurückzuführen. Im Jahr 2022 forderten diese improvisierten Minen zum siebten Mal in Folge die meisten Opfer: 1517 oder 32 %. Diese improvisierten Sprengkörper werden manuell angebracht, sind in der Regel selbst gebaut, werden vom Opfer selbst aktiviert und sollen töten oder verstümmeln. Industriell hergestellte Minen haben ihrerseits 628 Todesopfer gefordert", erklärt unser Geschäftsleiter Daniel Suda-Lang.

Syrien, Ukraine, Jemen und Myanmar mit den meisten Opfern

Der Landminen-Monitor 2023 misst die Auswirkungen der Ottawa-Konvention, der den Einsatz, die Herstellung, die Weitergabe und die Lagerung von Antipersonenminen verbietet, für das Jahr 2022.

Im Jahr 2022 wurden mindestens 4710 Menschen durch Minen getötet oder verletzt. Der Rückgang gegenüber den 5544 registrierten Opfern im Jahr 2021 ist hauptsächlich auf erhebliche Schwierigkeiten bei der Datenerhebung in Afghanistan zurückzuführen. 1661 Menschen kamen ums Leben, 3015 wurden verletzt, bei 34 Menschen ist der Status unbekannt. 85 % der Opfer waren Zivilist:innen und fast die Hälfte waren Kinder (1071, d. h. 49 %).

Mit 834 gemeldeten Opfern im Jahr 2022 verzeichnete Syrien zum dritten Mal in Folge die meisten getöteten oder verletzten Personen, gefolgt von der Ukraine (mindestens 608 Opfer), dem Jemen (582) und Myanmar (545).

  

Neue Einsätze von Antipersonenminen

Laut Landminen-Monitor hat der Einsatz von Landminen durch die Streitkräfte Myanmars seit 2021 deutlich zugenommen, insbesondere in der Nähe von wichtigen Infrastruktureinrichtungen wie Mobilfunkmasten, Bergbauunternehmen oder Öl- und Gaspipelines.

Die russischen Streitkräfte haben seit ihrem Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar 2022 in grossem Umfang Minen eingesetzt. Der Landminen-Monitor berichtet auch über den Einsatz dieser Waffen durch die ukrainischen Regierungstruppen in und um die Stadt Isjum im Jahr 2022, als die Stadt unter russischer Kontrolle stand. Die Ukraine ist an die Ottawa-Konvention gebunden.

 

Das ganze Ausmass der Kontamination

Insgesamt gibt es in 60 Ländern und Territorien minenverseuchtes Land. Im Oktober 2023 besteht in mindestens 24 Vertragsstaaten eine nachgewiesene oder vermutete Kontamination. Afghanistan, Bosnien und Herzegowina, Burkina Faso, Kamerun, Zentralafrika, Kolumbien, Guinea-Bissau, Irak, Mali, Mexiko, Mosambik, Niger, Nigeria, Philippinen, Demokratische Republik Kongo, Somalia, Tschad, Thailand, Togo, Tunesien, Türkei, Ukraine, Venezuela und Jemen.

14 November 2023
Einsatzländer

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