Streubombenmonitor 2018 : 99 Prozent der Opfer sind Zivilisten

Minen und andere Waffen
International

Der heute veröffentliche Streubombenmonitor 2018 enthüllt für das Jahr 2017 neue Angriffe mit Streumunition in Syrien und im Jemen. Handicap International (HI) verurteilt die Tatsache, dass im vergangenen Jahr mindestens 289 Menschen in insgesamt acht Ländern und zwei Gebieten durch diese Waffen getötet oder verletzt wurden. 99 Prozent der Opfer waren Zivilisten. Vom 3. bis 5. September 2018 findet das Treffen der Vertragsstaaten der Oslo-Konvention zum Verbot von Streumunition in Genf statt. HI ruft zu diesem Anlass alle Staaten auf, den Einsatz dieser barbarischen Waffen zu beenden. 

Ein Geschoss verletzte den 15-jährigen Ahmad an seinem rechten Bein.

Ein Geschoss verletzte den 15-jährigen Ahmad an seinem rechten Bein. | © Yousef El-Natil / HI

Im Jahr 2017 wurden weiterhin Zivilisten durch Streumunition getötet und verletzt: Der Monitor verzeichnet im Jahr 2017 289 neue Opfer, die entweder durch den direkten Einsatz von Streubomben oder durch Streumunitionsreste getötet wurden. 99 Prozent der Opfer stammen aus der Zivilbevölkerung

Diese Zahl ist zwar deutlich niedriger als 2016 (971 Todesopfer), gibt aber nach wie vor Anlass zur Sorge. Zum einen wird die Zahl der Opfer mit hoher Wahrscheinlichkeit unterschätzt. Zum anderen folgt dieser Rückgang auf viele Jahre, die von besonders hohen Opferzahlen durch Streumunition gekennzeichnet waren. Zwischen Juli 2017 und Juni 2018 wurden in Syrien 36 Anschläge verzeichnet, ein Jahr zuvor gab es im gleichen Zeitraum 238 Anschläge. Trotz des Rückgangs des Einsatzes von Streumunition stammten 65 Prozent der neu gezählten Opfer aus Syrien. 

Seit der zweiten Jahreshälfte 2012 wird in Syrien immer wieder Streumunition eingesetzt: Zwischen Juli 2012 und Juli 2017 gab es mindestens 600 Streubombenanschläge, was 77 Prozent der weltweit registrierten Fälle entspricht. Im Jemen gab es im Berichtsjahr 2017 die zweithöchste Zahl von Todesopfern durch Streubombenanschläge (26). 

Weil beim Einsatz von Streubomben bis zu 40 Prozent der abgefeuerten Waffen nicht explodieren, bleiben zahlreiche Submunitionen zurück, die für die Bevölkerung eine genauso grosse Bedrohung darstellen wie Anti-Personen-Minen. Im Jahr 2017 wurden in acht Ländern und zwei Gebieten Opfer solcher nicht explodierter Streumunitionsreste registriert: Kambodscha, Irak, Laos, Libanon, Serbien, Syrien, Vietnam und Jemen sowie Berg-Karabach und Westsahara. Ein Drittel der im Jahr 2017 registrierten Unfälle ereignete sich in Laos (32 Todesopfer) - dem Land, das weltweit am stärksten durch zurückgebliebene Submunition verseucht ist. 62 Prozent der Opfer von Streumunitionsresten sind Kinder. Insgesamt bleiben weltweit 26 Staaten und drei Regionen mit Submunitionsrückständen kontaminiert.

Ziel: Die Vernichtung dieser barbarischen Waffen

Seit Inkrafttreten des Übereinkommens am 1. August 2010 haben 35 Vertragsstaaten 1,4 Millionen Streumunitionsbestände, also insgesamt 177 Millionen Submunitionen, vernichtet. Dies entspricht 99 Prozent aller von den Vertragsstaaten angegebenen Streumunition. Im Berichtsjahr 2017 wurden 93 Quadratkilometer Land (doppelt so gross wie die Hauptstadt Luxemburgs) geräumt sowie 153'000 Submunitionen gesichert und zerstört

„Dank des Oslo-Vertrages gibt es grosse Fortschritte beim Schutz der Zivilbevölkerung vor Streumunition. Jedes Jahr werden bestehende Lagerbestände zerstört und grosse Flächen betroffener Gebiete geräumt. Ihr Einsatz wird zunehmend stigmatisiert. Dennoch ist es nicht hinzunehmen, dass diese Waffen jährlich mehrere hundert Opfer fordern. Staaten, die dem Oslo-Vertrag noch nicht beigetreten sind, haben dringenden Nachholbedarf. Mit jeder weiteren Unterschrift wird das Streubombenverbot in seinem Status als unbestrittener internationaler Standard bestätigt, um diese barbarischen Waffen ein für alle Mal zu vernichten.“

Petra Schroeter, Geschäftsführerin von Handicap International Schweiz

Vom 3. bis 5. September 2018 findet in Genf die Konferenz der Unterzeichnerstaaten des Oslo-Vertrages statt. Dieser verbietet den Einsatz von Streumunition. HI appelliert an die Staaten, das Völkerrecht durchzusetzen und Druck auf die kriegsführenden Parteien auszuüben, um den Einsatz dieser willkürlichen Waffe zu beenden. Auch wenn das Abkommen bereits von 120 Staaten unterzeichnet wurde, ist es dringend erforderlich, dass weitere Länder folgen, um die Streumunitionen zu vernichten.


Der Streubombenmonitor 2018 überprüft die Umsetzung des Oslo-Vertrages, welcher den Einsatz, die Herstellung, den Transfer und die Lagerung von Streumunition verbietet. Der Bericht bezieht sich auf den Zeitraum von Januar bis Dezember 2017 und umfasst -bei verfügbaren Informationen- auch das Jahr 2018 (bis August).

Streubomben sind Waffen, die aus einem Behälter bestehen, der mehrere hundert Mini-Bomben umschliesst, die sogenannte Submunition. Sie sind für den Abwurf über riesigen Flächen konzipiert und treffen so unausweichlich auch bewohnte Gebiete. Bis zu 40 % der Submunition explodiert nicht beim Aufprall. Wie Landminen können sie durch den kleinsten Kontakt ausgelöst werden und töten und verstümmeln, auch noch nach Ende des Konflikts. Da sie keine Unterscheidung zwischen Personen, zivilen Gütern oder militärischen Zielen machen, verstossen Streubomben gegen die Regeln des humanitären Völkerrechts.

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