Als das Team von Handicap International an die Tür von Reemas Zelt klopft, werden sie von einem jungen Mädchen in einem langen Mantel begrüsst. Dhoha bittet unsere Fachkräfte für Physiotherapie herein und erklärt ihnen leise: "Sie müssen meine Grossmutter treffen, sie benötigt ihre Hilfe." Reema sitzt auf einer dünnen Matratze auf dem Boden und lädt unsere Fachkräfte ein, im Zelt Platz zu nehmen. Während diese sich setzen, sagt sie: "Ich habe Arthritis und Diabetes. Ich kann nicht mehr laufen und bin sehr müde." Dhoha lässt sich neben ihrer Grossmutter nieder und versucht sie vor der Kälte zu schützen, indem sie ihr den Rücken reibt.
Reema bittet ihre Enkeltochter, den Ofen anzumachen, damit es im Zelt etwas wärmer wird. Draussen pfeift ein starker Wind, während sich Reema unseren Fachkräften anvertraut. "Wir haben mehr als zwei Jahre des Grauens hinter uns", erzählt sie traurig. "In den letzten zwei Jahren ist nicht ein Tag vergangen, an dem ich nicht geweint habe. Hier ist es sehr kalt, besonders nachts. Aber wenigstens haben wir keine Angst mehr." Reema berichtet auch von ihrer Flucht und ihrer Ankunft im Camp vor einigen Wochen. "Das war sehr schwierig", erklärt sie. "Wir sind zu Fuss aufgebrochen. Meine Kinder und Enkelkinder haben mich abwechselnd in meinem Rollstuhl geschoben. Dhoha ist immer bei mir, sie hilft mir ungemein", fügt sie mit einem zärtlichen Blick auf ihre Enkeltochter hinzu. "Das mache ich gerne, Grossmutter", erwidert die Jugendliche.
Reema und ihre Enkeltochter. © E. Fourt / Handicap International
Dann erkundigen sich die Fachkräfte von Handicap International nach Reemas Gesundheitszustand. "Hier geht es mir schon etwas besser als in Gogjali, ich fühle mich nicht so müde", antwortet sie. "Ich kann endlich schlafen. Ich denke, das hilft mir." Die ältere Frau räumt jedoch ein, unter der fehlenden Mobilität und ständigen Knieschmerzen zu leiden. Salam, der Physiotherapeut, gibt ihr einige Ratschläge zur Besserung ihres Zustands. Zudem erklärt er Dhoha Übungen, die sie täglich mit ihrer Grossmutter zur Rehabilitation durchführen kann. Bald wird er Reema einen Rollstuhl und einen Rollator mitbringen, sodass sie sich leichter im Camp fortbewegen kann.
Bevor unsere Fachkräfte ihr Zelt verlassen, vertraut Reema ihnen ihre Hoffnungen an. Eines Tages möchte sie mit ihrer Familie in ihr Zuhause zurückkehren. "Und dann werde ich es sein, die sich um sie kümmert. Als Erstes werde ich ihnen etwas Schönes kochen …", sagt sie abschliessend.
Reema et ihre Familie. © E. Fourt / Handicap International
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