Wir recyceln Prothesen, um Kindern wie Elinah zu helfen

Innovationen Rehabilitation
International

In einer Werkstatt in Lyon helfen freiwillige Orthopädietechniker:innen Menschen auf der ganzen Welt, indem sie wertvolle Prothesenteile aufbereiten, die ihnen von Menschen mit Amputationen gespendet wurden.

Gespendete Prothesen in der Werkstatt von Handicap International in Lyon. ©Amy Leang / HI

Gespendete Prothesen in der Werkstatt von Handicap International in Lyon. ©Amy Leang / HI | ©Amy Leang / HI, 2020

In Ländern mit einer gut funktionierenden Gesundheitsinfrastruktur erhalten Menschen, die eine Prothese (ein künstliches Glied) benötigen, regelmässig eine neue, um ihren sich ändernden Bedürfnissen gerecht zu werden. In Frankreich zum Beispiel kann eine erwachsene Person ihre Beinprothese alle fünf Jahre ersetzen lassen, und Kinder erhalten im Laufe ihres Wachstums mehrere Prothesen.

Im Gegensatz dazu haben in Ländern, die nicht über die Einrichtungen, das Fachwissen oder das Budget verfügen, um diese Dienstleistungen anzubieten, Hunderttausende von Menschen überhaupt keinen Zugang zu Prothesen. Dies bedeutet einen grossen Verlust an Autonomie und eine psychische Belastung für die Betroffenen und hat erhebliche wirtschaftliche Folgen für ihre Familien.

Um hier Abhilfe zu schaffen, wurde 2003 die Recycling-Werkstatt gegründet. Ziel ist es, zu verhindern, dass Prothesenteile, die anderen Menschen helfen könnten, weggeworfen werden.

Roger Faure hält die Prothese in den Händen, die er für Elinah in Madagaskar aufbereitet hat. © Amy Leang / HI

Die Werkstatt wird von einem kleinen Team ehrenamtlicher Expert:innen geleitet. Roger Faure ist ein pensionierter Orthopäde, der seit 20 Jahren für Handicap International arbeitet. Heute nutzt er seine Fähigkeiten und sein Fachwissen, um gebrauchte Prothesenteile in massgefertigte Prothesen für Betroffene auf der ganzen Welt umzuwandeln.

«Die meisten Prothesen, die wir erhalten, sind in einem ausgezeichnetem Zustand, unbeschädigt und von hoher Qualität. Wir können alle mechanischen Elemente in funktionsfähigem Zustand wiederverwerten. Diese Teile sind Hunderte Euro wert, und wir sind froh, dass sie nicht weggeworfen werden!»

Elinah bei der ersten Anprobe ihrer recycelten Prothese in Madagaskar © Lumahee / HI

Eine recycelte Prothese kann das Leben einer betroffenen Person wie Elinah in Madagaskar verändern. Dem sechsjährigen Mädchen musste nach einem Verkehrsunfall ein Bein amputiert werden. Ihre Mutter erzählte uns, wie schwierig es für Elinah war, sich ohne Prothese fortzubewegen: 

«Es war schrecklich, Tag für Tag zu sehen, wie sie herumhüpfte und ausgegrenzt wurde.» 

Ohne die Recycling-Werkstatt hätte Elinah wahrscheinlich noch lange auf eine Prothese warten müssen, was ihre Kindheit stark beeinträchtigt hätte. Eine Prothese für den Unterschenkel kostet nämlich zwischen EUR 3000 und EUR 10’000. Die Arbeit von Roger und seinen Kolleg:innen hat ihr Leben und ihre Zukunft verändert.

«Wir sind so glücklich, dass sie eine Prothese erhalten hat und endlich mit ihren Freund:innen spielen kann!»

Die drei Schwerpunkte des Projekts: 

1.    Qualitativ hochwertige Prothesen für arme Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern bereitstellen.
2.    Einen Beitrag zur Ausbildung von Studierenden an Schulen für Orthopädietechnik leisten.
3.    Gebrauchte Prothesen recyceln, indem ihre Bestandteile ein zweites Leben erhalten und die Abfallmenge in diesem Bereich reduziert wird.

5 Oktober 2020
Einsatzländer

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf

Nadia Ben Said
Verantwortliche Medien
(FR/DE/EN)

Tel : +41 22 710 93 36
[email protected]

HELFEN
Sie mit

Lesen sie weiter

Weltflüchtlingstag: 120 Konflikte, 120?Millionen Vertriebene – während die Hilfe schwindet
© Khalil Nateel / HI
Inklusion Nothlife

Weltflüchtlingstag: 120 Konflikte, 120?Millionen Vertriebene – während die Hilfe schwindet

Im Jahr 2024 wurden 120 Millionen Menschen vertrieben. Gleichzeitig wurden weltweit 120 Konflikte registriert. Diese Zahlen sind kein Zufall, sondern unterstreichen eine tiefere Krise, warnt Handicap International. Die Bedürfnisse von Geflüchteten und Vertriebenen nehmen explosionsartig zu, während die Finanzierung der weltweiten Hilfe einbrich

Die Situation in Gaza übertrifft alles, was ich je in humanitären Krisen erlebt habe
© Violette Van Bever / HI
Nothlife Rehabilitation

Die Situation in Gaza übertrifft alles, was ich je in humanitären Krisen erlebt habe

Violette Van Bever, Spezialistin für Rehabilitation in Notsituationen, war im April und Mai 2024 in Gaza im Einsatz, um die Teams von Handicap International zu unterstützen. Sie schildert eine humanitäre Katastrophe.

Zivilbevölkerung in 74 Ländern von Explosivwaffen betroffen
© HI
Minen und andere Waffen Stop Bombing Civilians

Zivilbevölkerung in 74 Ländern von Explosivwaffen betroffen

Der EWIPA-Monitor 2024 berichtet von verheerenden humanitären Folgen durch den Einsatz von Explosivwaffen in Wohngebieten. Handicap International weist darauf hin, dass in 74 Ländern Zivilist:innen verletzt oder getötet und Infrastruktur beschädigt wurden. Vor allem die Zivilbevölkerung in den Palästinensischen Gebieten, aber auch im Libanon, in Myanmar, Sudan, Syrien und der Ukraine waren betroffen. Die Angriffe auf zivile Infrastruktur wie Kliniken oder Schulen stiegen zudem stark an.

 

Kontakt

Handicap International Schweiz
Avenue de la Paix 11, 1202 Genf
+41 (0)22 788 70 33
[email protected]

Uns kontaktieren

IBAN: CH66 0900 0000 1200 0522 4

 
 

Suchbegriff eingeben

 
 

Unser Netzwerk

 
 

Folgen Sie uns