Landminenmonitor 2017: Erneuter alarmierender Anstieg der Opfer seit drei Jahren
Der heute veröffentlichte Landminenmonitor 2017 berichtet im dritten Jahr in Folge von einem dramatischen Anstieg der Opferzahlen von Minen und explosiven Kriegsresten.
Colombie. Arlenson, 14 ans, victime d'un accident avec un engin explosif en 2011 | © Jules Tusseau / HI
Mindestens 8.605 Menschen wurden durch diese Waffen im Jahr 2016 getötet oder verletzt. 2013 waren es noch 3.450 Menschen. Diese Steigerung der Opferzahlen um das 2,5 fache ist vor allem auf die Konflikte in Afghanistan, dem Jemen, Libyen und der Ukraine zurückzuführen.
Vom 18. bis zum 22. Dezember findet in Wien das Treffen der Vertragsstaaten des Ottawa-Vertrags zum Verbot von Anti-Personen-Minen statt. Im Vorfeld ruft Handicap International die Staaten auf, das internationale humanitäre Recht durchzusetzen und Druck auf die Kampfparteien auszuüben, um dem Einsatz dieser barbarischen Waffen ein Ende zu setzen.
Der Landminenmonitor 2017 deckt auf, dass die Opferzahlen von fabrikhergestellten und improvisierten Anti-Personen-Minen innerhalb nur eines Jahres um 25 Prozent gestiegen sind – von 6.967 im Jahr 2015 auf 8.605 in 2016. Dies ist die höchste Anzahl an Opfern, die der Landminenmonitor seit seiner ersten Veröffentlichung im Jahr 2000 dokumentiert (damals wurden für das Jahr 1999 9.228 Opfer verzeichnet).
Mit 78 Prozent stammte die grosse Mehrheit der von Anti-Personen-Minen getöteten Menschen aus der Zivilbevölkerung. 42 Prozent der zivilen Opfer waren Kinder. Seit der Erstveröffentlichung des Landminenmonitors im Jahr 2000 wurden noch nie so viele Kinder Opfer dieser Waffen und noch nie forderten improvisierte Minen (von den Kampfparteien hergestellte Sprengsätze, die wie Anti-Personen-Minen funktionieren) so viele Opfer: 1.554 Kinder traf es im Jahr 2016.
In 2016 wurde die Mehrheit der neuen Opfer von fabrikhergestellten und improvisierten Anti-Personen-Minen in Afghanistan, dem Jemen, Libyen, Syrien und der Ukraine dokumentiert. Opfer von Minen gab es allerdings in 56 Staaten und Gebieten weltweit.
Der Landminenmonitor bestätigte neue Einsätze von Anti-Personen-Minen durch die Regierungstruppen Myanmars und Syriens zwischen Oktober 2016 und Oktober 2017. Nicht-staatliche Gruppen setzten Anti-Personen-Minen, darunter auch improvisierte Varianten, in mindestens neun Länder ein: Afghanistan, Indien, Irak, Jemen, Myanmar, Nigeria, Pakistan, Syrien und Ukraine. 1.805 Menschen wurden Opfer von improvisierten Minen, darunter allein 1.180 in Afghanistan.
Diese Einsätze haben zu einer besonders starken Kontamination geführt und werden die Leben von tausenden Menschen über viele Jahre gefährden. Insgesamt 61 Staaten und Gebiete sind weltweit mit Minen und explosiven Kriegsresten verseucht. Handicap International fordert die Staatengemeinschaft auf, Sensibilisierung für die Gefahren durch Minen, Minenräumung und Opferhilfeprogramme zu unterstützen. Für die betroffenen Gebiete sind diese Massnahmen absolut notwendig.
„Anti-Personen-Minen sind immer „feige Waffen“. Ihre Auswirkungen auf die Opfer sind massiv und dauerhaft: der Sprengstoff zielt bewusst darauf ab, das Bein des Opfers abzureissen. Minen töten und verursachen komplexe Verletzungen. Die Folge sind oft schwere Behinderungen und Traumata. Die neue Behinderung – meist nach einer Amputation der unteren Gliedmassen – geht regelmässig mit sozialer Ausgrenzung einher und so wird die Rückkehr in ein normales Leben stark erschwert. Wir müssen die Staaten und die bewaffneten Gruppen unnachgiebig daran erinnern, dass der Einsatz dieser Waffen verboten ist und internationales Recht respektiert werden muss, um die Zivilbevölkerung zu schützen!“, betont Petra Schroeter, Geschäftsführerin von Handicap International Schweiz.
- Link zum Bericht
- Link zur Kurzfassung des Berichts auf Deutsch
- Link zur Unterstützung der Schweiz gegen Minen
Der Landminenmonitor 2017 untersucht für das Jahr 2016 - und da, wo es machbar ist, bis November 2017 - die Umsetzung des Ottawa-Vertrags.
Der Ottawa-Vertrag verbietet die Anschaffung, Produktion, Lagerung und Verwendung von Antipersonenminen. Er wurde am 3. Dezember 1997 zur Unterzeichnung eröffnet. Am 1. März 1999 trat der Vertrag in Kraft. Insgesamt 163 Staaten haben bisher den Vertrag unterzeichnet; 162 haben ihn ratifiziert und sind Vertragsstaaten.
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Nadia Ben Said
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