Zentralafrikanische Republik: Internationale Organisationen besorgt über humanitäre Krise

Minen und andere Waffen
Zentralafrikanische Republik

Bislang ist der Plan für humanitäre Hilfe in der Zentralafrikanischen Republik erst zur Hälfte finanziert. Gemeinsam mit anderen internationalen Hilfsorganisationen fordern wir die zentralafrikanischen Behörden und die Geldgeber auf, die humanitären Hilfsmassnahmen und den Schutz der Zivilbevölkerung sicherzustellen. 

Bambari, Zentralafrikanische Republik (ZAR). Allgemeine Bilder von Bambari, lange Zeit als die unbewaffnete Stadt der Zentralafrikanischen Republik bekannt, in der sich nun das erste Physiotherapiezentrum ausserhalb der Hauptstadt befindet.

Bambari, Zentralafrikanische Republik (ZAR). Allgemeine Bilder von Bambari, lange Zeit als die unbewaffnete Stadt der Zentralafrikanischen Republik bekannt, in der sich nun das erste Physiotherapiezentrum ausserhalb der Hauptstadt befindet. | © A. Surprenant/Collectif Item/HI

Im Dezember 2020 sind in der Zentralafrikanischen Republik bewaffnete Auseinandersetzungen ausgebrochen, die bis heute andauern. Auch die Zivilbevölkerung, die Mitarbeitenden von humanitären Organisationen und das medizinische Personal werden von der Welle der Gewalt, die das Land seither erlebt, nicht verschont. Die Zahl der Zwischenfälle mit humanitären Helfer*innen ist zwischen Januar und Juni 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 39 % gestiegen. Trotz der unsicheren Lage haben die Mitarbeitenden von humanitären Organisationen im ersten Quartal 2021 Hilfe für ein Viertel der Bevölkerung geleistet.

Ernährungssicherheit ist bedroht 

Nach Angaben des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen ist heute mehr als die Hälfte der Zentralafrikaner*innen von Ernährungsunsicherheit betroffen (Stand Juli 2021). Darüber hinaus lebt mehr als ein Viertel der Bevölkerung als Flüchtlinge im Ausland oder als Vertriebene im eigenen Land. Neben der Unsicherheit sind Überschwemmungen ein grosses Problem. Zwischen Mai und Juni 2021 mussten 30 % der Vertriebenen aufgrund von Überschwemmungen fliehen.

«Diese wiederkehrenden Vertreibungen und die Unsicherheit haben schwerwiegende Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion, die bereits durch den Klimawandel, Pflanzenkrankheiten sowie den schwierigen Zugang zu Dünger und landwirtschaftlichen Geräten geschwächt ist. Dies destabilisiert sowohl die Ernährungssicherheit des Landes als auch den Lebensunterhalt der ländlichen Bevölkerung, die für ihr Überleben stark von der Subsistenzlandwirtschaft abhängig ist», erklärt Mathilde Lambert, Landesdirektorin von Aktion gegen den Hunger in der Zentralafrikanischen Republik.

Alarmierende Probleme im Gesundheitsbereich 

Die Unsicherheit und wiederholte Angriffe auf Patient*innen, medizinische Einrichtungen, Infrastrukturen und das medizinische Personal haben den Zugang zur Gesundheitsversorgung erschwert. Die Situation ist umso besorgniserregender, als die Gesundheitsindikatoren der Zentralafrikanischen Republik bereits vorher alarmierend waren. Das Land hat die höchste Kindersterblichkeitsrate der Welt (Weltbank, 2019) und eine der höchsten Müttersterblichkeitsraten der Welt (Weltank, 2017). Seit 2020 wütet eine Masernepidemie im Land und Malaria ist bis heute die häufigste Ursache von Erkrankungen. Mit 53 Jahren hat die Zentralafrikanische Republik eine der niedrigsten Lebenserwartungen der Welt.

Bildung in der Krise 

Nach einem Jahr, das von den Einschränkungen aufgrund der Covid-19-Pandemie gekennzeichnet war, hat der Konflikt das bereits prekäre Bildungssystem durch Fehlzeiten von Schüler*innen, Schulschliessungen aufgrund der Unsicherheit oder Besetzungen von Schulen durch Vertriebene und bewaffnete Akteure weiter beeinträchtigt. Diese Situation bedroht die Zukunft der zentralafrikanischen Jugend, insbesondere von Kindern, die innerhalb des Landes vertrieben wurden, und von Mädchen, die in Konfliktgebieten leben.

Wachsende sexuelle Gewalt 

Während die Mehrheit der Toten und Verletzten des Konflikts Männer sind, sind Frauen, Mädchen, Jungen und Menschen mit Behinderungen stark von Schwierigkeiten beim Zugang zu grundlegenden sozialen Dienstleistungen (Bildung, sexuelle und reproduktive Gesundheit, Ernährung usw.) und von Schutzproblemen betroffen. Die Zahl der gemeldeten Fälle von sexueller Gewalt nimmt zu und betrifft in unverhältnismässig hohem Masse Frauen und Mädchen.
 

3 September 2021
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