Niger

Handicap International (HI) führt eine Reihe von Projekten im Niger durch, um die Inklusion von Kindern und Erwachsenen mit Behinderung zu fördern. Ausserdem unterstützt HI gefährdete Bevölkerungsgruppen, die von klimabedingten Katastrophen betroffen sind, und Gemeinden in den von bewaffneten Konflikten betroffenen Grenzgebieten.

Das junge Mädchen sitzt mit ihrem Mitschülerinnen und Mitschülern im Klassenzimmer. Sie liest ein Dokument in Braille-Schrift.

Malika ist zehn Jahre alt, lebt in Maradi, Niger. Sie hat eine Sehbehinderung. Dank der unserer Unterstützung kann sie jetzt die Schule besuchen. | © J. Labeur / HI

Laufende Aktivitäten

Derzeit unterstützt Handicap International die am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen und Menschen mit Behinderung in Niger, indem wir anderen humanitären Akteuren des Landes helfen, eine inklusive Strategie zu entwickeln. Um sicherzustellen, dass die besonderen Bedürfnisse gefährdeter Bevölkerungsgruppen und von Menschen mit Behinderung berücksichtigt werden, führen wir Studien über bestehende Barrieren durch, klären Verbände und Gemeinden auf und bestärken andere humanitäre Akteure darin, eine inklusive Herangehensweise bei ihren Massnahmen zu wählen. Ausserdem unterstützen wir die Inklusion auf zentraler Ebene, in verschiedenen Netzwerken und in Arbeitsgruppen.

Wir setzen uns durch Projekte in den Gemeinden für die Stärkung des sozialen Zusammenhalts gefährdeter Menschen in Grenzregionen ein. Unsere Teams organisieren die Verteilung von Kits und Unterkünften zur Deckung der Grundbedürfnisse gefährdeter Bevölkerungsgruppen und unterstützen lokale Akteure bei der Deckung des Bedarfs an psychischer und psychosozialer Betreuung. Ausserdem organisieren sie Veranstaltungen zur Risikoaufklärung sowie Schulungen in Gemeinden.

Angesichts drohender Unterernährung durch Naturkatastrophen oder bewaffnete Konflikte unterstützt HI Projekte für Familien von Kindern, die an akuter Hungersnot leiden. Unsere Teams organisieren Gesprächsgruppen und bieten Physiotherapie-Sitzungen an, um Kleinkinder zu fördern. Ausserdem richten wir angepasste und attraktive Aufnahmebereiche ein und schulen das Gesundheitspersonal, Unterernährung zu erkennen.

HI unterstützt besonders gefährdete Haushalte durch die Verteilung von Nahrungsmittelhilfe und führt Sensibilisierungskampagnen zur Förderung sicherer Ernährungspraktiken durch, um Gesundheitsrisiken zu verringern. Unser Team arbeitet mit den Gesundheitsbehörden zusammen, um ein angepasstes Gesundheitsprotokoll auf nationaler Ebene einzuführen, das eine angemessene Versorgung unterernährter Kinder gewährleistet. Obwohl Niger das Land mit der jüngsten Bevölkerung der Welt ist, ist die Einschulungsrate nach wie vor sehr niedrig, insbesondere für Kinder mit Behinderung. Durch Bildungsprojekte verhelfen unsere Teams Kindern mit Behinderung zu einem dauerhaften Zugang zur Grundschulbildung. Dazu gehören die Stärkung der Kapazitäten und eine verbesserte Ausbildung von Lehrer*innen, Schulberater*innen und Eltern-Lehrer-Verbänden. Kinder mit Behinderung werden identifiziert und begleitet und die Gemeinschaft hinsichtlich der Behindertenthematik aufgeklärt. Darüber hinaus werden die Zugänge von Schulgebäuden verbessert, um das Recht auf Bildung für alle Kinder zu gewährleisten. 

Neuigkeiten aus den Projekten

Yacouba überwindet dank Stimulationstherapie die Folgen der Mangelernährung
© J. Labeur / HI
Rehabilitation

Yacouba überwindet dank Stimulationstherapie die Folgen der Mangelernährung

Wegen Mangelernährung konnte Yacouba nicht mehr gehen. Dank unserer Stimulationstherapie ist er wieder selbstständiger geworden. 

Heftige Unwetter im Niger zerstören Häuser und Ernten
J. Labeur / HI
Betroffenen Mobilisierung

Heftige Unwetter im Niger zerstören Häuser und Ernten

Extreme Wetterereignisse wie Starkregen und Hagel bedrohen Einwohner:innen wie Ali, der 2021 sein Haus und seine Ernte verlor. Erfahren Sie mehr über unser Engagement, die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf schutzbedürftige und marginalisierte Bevölkerungsgruppen weltweit zu verringern.

Inklusive Bildung: Unsere Arbeit in der Sahelzone
© Danielle Tan / HI
Inklusion

Inklusive Bildung: Unsere Arbeit in der Sahelzone

Letztes Jahr haben wir 52 inklusive Bildungsprojekte für Kinder mit Behinderung in 27 Ländern umgesetzt. Unsere Arbeit konzentriert sich vor allem auf Kinder mit Behinderung in Ländern mit niedrigem Einkommen, wie die Länder in der Sahelzone. Unser Ziel ist es, die Einschulung, die Beteiligung und den Erfolg von Kindern und jungen Erwachsenen mit Behinderung in der Bildung zu erhöhen.

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Hintergrund

Karte des HI-Einsatzes im Niger

Niger in der Sahelzone erlebt ein schnelles demografisches Wachstum, doch ein grosser Teil der Bevölkerung lebt in Armut. Das Thema Bildung hat höchste Priorität, da die Hälfte der Bevölkerung unter 15 Jahre alt ist.

Niger erstreckt sich mit einer Fläche von 1'267.000 km2 über drei Klimazonen: Der Norden ist trocken und dürr, das Zentrum liegt in der Sahelzone und weist durchschnittliche Niederschläge auf und im Süden gibt es starke Niederschläge. Infolgedessen ist das Land anfällig für Dürren und Überschwemmungen. Nigers Wirtschaft basiert weitgehend auf Landwirtschaft und Viehzucht: Beide Bereiche sind durch klimabedingte Katastrophen gefährdet. Trotz einiger Verbesserungen in den letzten Jahrzehnten ist die soziale Lage immer noch von extremer Armut geprägt. Nach Statistiken der Weltbank lag das Niveau der extremen Armut in Niger im Jahr 2023 bei fast 41,8 %, wovon mehr als 10 Millionen Menschen betroffen waren.

Bildung ist eine grosse Herausforderung in Niger, das eine der höchsten Bevölkerungswachstumsraten der Welt aufweist (3,7 % pro Jahr laut den von der Weltbank veröffentlichten Daten für 2022). Mit einem von zwei Kindern unter 15 Jahren hat das Land auch eine der niedrigsten Einschulungsraten der Welt, insbesondere für Kinder mit Behinderung.

Niger hat bei der Bewältigung zahlreicher Krisen in der Region eine wichtige Rolle gespielt und verzeichnet seit Jahren eine wachsende Anzahl von Binnenvertriebenen und Geflüchteten. Da das Land jedoch an Mali, den Tschad und Nigeria grenzt, leidet es unter den Sicherheitsspannungen seiner Nachbarländer und dem Eindringen bewaffneter Gruppen. Die Sicherheitslage hat sich seit 2019 drastisch und kontinuierlich verschlechtert durch Angriffe bewaffneter Gruppen nicht nur auf die Verteidigungs- und Sicherheitskräfte, sondern auch auf die Zivilbevölkerung. Die Situation von Menschen mit Behinderung wird durch erhebliche Diskriminierung und sozioökonomische Ungleichheiten verschärft. In der öffentlichen Wahrnehmung und Darstellung wird Behinderung im Allgemeinen mit Unfähigkeit und Defiziten gleichgesetzt. Vorurteile innerhalb der Gesellschaft sowie auch von Familienangehörigen gegenüber Menschen mit Behinderung sind nach wie vor das grösste Hindernis für ihre erfolgreiche Inklusion in die Gesellschaft.


Anzahl der HI-Mitarbeiter*innen: 103
Eröffnungsdatum des Programms: 2006

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