6279 Minenopfer im Jahr 2024: Höchste Zahl seit 2020
Gemäss dem am 1. Dezember veröffentlichten Landminen-Monitor 2025 wurden im Jahr 2024 mindestens 6279 Menschen Opfer von Minen und explosiven Kriegsmunitionsrückständen – die höchste jährliche Zahl seit 2020. Besonders besorgniserregend ist, dass sich sechs Staaten aus der Ottawa-Konvention, die Antipersonenminen verbietet, zurückziehen oder diese aussetzen wollen. Anlässlich der jährlichen Landminenkonferenz, die vom 1. bis 5. Dezember in Genf stattfindet, ruft Handicap International die Staaten dazu auf, ihr Engagement für den Vertrag zu bekräftigen.
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«Jahr für Jahr werden Tausende Zivilist:innen durch Minen und explosive Kriegsmunitionsrückstände getötet oder verstümmelt. In Myanmar und der Ukraine setzen die Streitkräfte diese Waffen weiterhin massiv ein. Selbst wenn die Kämpfe enden, bleiben diese tödlichen Hinterlassenschaften jahrzehntelang aktiv und zerstören noch lange nach Kriegsende Menschenleben. Die Vertragsstaaten müssen den Einsatz von Antipersonenminen durch jeden Akteur und unter allen Umständen aufs Schärfste verurteilen», sagt Daniel Suda-Lang, Geschäftsleiter von Handicap International Schweiz.
90 % der Opfer sind Zivilist:innen, die Hälfte davon Kinder
- Die Zahlen erreichten den höchsten Stand seit fünf Jahren: Im Jahr 2024 wurden 6279 Menschen durch Minen und explosive Kriegsmunitionsrückstände getötet oder verletzt (1945 Tote und 4325 Verletzte).
- Zivilist:innen machten 90 % aller registrierten Opfer aus, Kinder fast die Hälfte (46 %).
- Mehr als ein Drittel aller Opfer wurde durch improvisierte Minen verursacht. Die Zahl der Opfer hat sich zwischen 2020 und 2024 verdreifacht und erreichte den höchsten Stand seit 2011.
- Im Jahr 2024 wurden in 52 Ländern und Regionen Opfer gezählt, darunter in 36 Vertragsstaaten des Minenverbotsvertrags. Die Länder mit den meisten registrierten Opfern waren: Myanmar (2029), Syrien (1015), Afghanistan (624), die Ukraine (293) und der Jemen (247).
- Die Zahl der Opfer bleibt bereits im zehnten Jahr in Folge alarmierend hoch. Dies ist grösstenteils auf die Eskalation bewaffneter Konflikte, beispielsweise in der Ukraine und in Myanmar, sowie auf den weitverbreiteten Einsatz improvisierter Minen in Ländern wie Syrien zurückzuführen.
Neuer Einsatz von Landminen
Zwischen Mitte 2024 und Oktober 2025 setzten Iran, Myanmar und Nordkorea Antipersonenminen ein. Es gibt auch zunehmend Hinweise auf einen Einsatz durch die Ukraine, das genaue Ausmass ist jedoch unklar. Russland hingegen setzt seit der grossangelegten Invasion im Februar 2022 weiterhin massiv Minen ein.
Nicht staatliche bewaffnete Gruppen haben in mindestens zehn Vertragsstaaten – darunter Burkina Faso, Mali, Niger und Nigeria, Indien, Myanmar und Pakistan – Minen eingesetzt. Im Juli 2025 warf Thailand Kambodscha vor, Minen entlang ihrer gemeinsamen Grenze eingesetzt zu haben. Beide Länder sind Vertragsstaaten. Kambodscha bestreitet den Vorwurf.
Internationaler Standard in Gefahr
Die 1997 verabschiedete Ottawa-Konvention, die den Einsatz, die Lagerung, die Herstellung und die Weitergabe von Antipersonenminen verbietet, ist heute gefährdet. Im Juni 2025:
- haben Estland, Finnland, Lettland, Litauen und Polen den Rückzugsprozess aus dem Vertrag eingeleitet.
- hat die Ukraine angekündigt, die Ottawa-Konvention auszusetzen. Dies ist für einen Staat, der in einen internationalen Konflikt verwickelt ist, laut Vertrag jedoch nicht zulässig.
Alarmierender Rückgang der Finanzierung
Angesichts weltweit sinkender Mittel für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe sind die Beiträge der Geberstaaten für die Minenbekämpfung alarmierend rückläufig. Im Vergleich zu 2023 ist die internationale Finanzierung der Minenbekämpfung 2024 um 5 % auf insgesamt 761 Millionen US-Dollar gesunken.
Der Landminen-Monitor zeigt ausserdem, dass die Finanzierung der Opferhilfe im Jahr 2024 sogar um 23 % zurückgegangen ist.
