Gefährliche Unwissenheit: Wie dringend die Aufklärung über explosive Kriegsreste ist

Minen und andere Waffen
Palästina

Neben den starken materiellen Schäden gehören auch knapp 10.000 explosive Waffen (Raketen, Sprengköpfe, Bomben) zu den allgegenwärtigen Hinterlassenschaften des Gaza-Krieges, der die Region im Sommer 2014 erschütterte. Um mögliche tödliche Unfälle mit diesen explosiven Waffen zu vermeiden, sensibilisieren die Teams von Handicap International vor allem diejenigen Bevölkerungsgruppen, die am leichtesten damit in Berührung kommen. Hier berichten wir von einer Aufklärungsveranstaltung aus Deir Al-Balah, die gleich zur Entschärfung von vier explosiven Waffen führte.

Unser Team sensibilisiert die Bevölkerung in den Straßen von Gaza

Mit Bildern und Faltblättern klären unsere Teams Kinder in Gaza über explosive Kriegsreste auf - eine dringend notwendige Arbeit | (c) Handicap International

Es ist ein normaler Tag für Handicap International. Drei Mitarbeitende ziehen durch die Viertel von Deir Al-Balah im Gazastreifen. Wie so oft informieren sie eine Gruppe von Bewohnerinnen und Bewohnern über die explosiven Kriegsreste: ihr Aussehen, ihre Gefährlichkeit und wen sie am besten verständigen sollten, wenn sie welche entdecken.

Obwohl die Betreuenden bereits seit einer halben Stunde über die Risiken von explosiven Waffen aufklären, meldet sich erst jetzt ein etwa dreißigjähriger Mann und spricht vor:

"Ich habe so eine Bombe bei mir! Ich dachte, dass sie sicher wäre und keine Gefahr darstellte. Ich wollte diese Bombe loswerden, aber ich hatte Angst vor der Reaktion der Behörden".

Trotz seines Zögerns schafft es das Team von Handicap International, ihn zu überzeugen, dass sofort die Behörden eingeschaltet werden und die gefährlichen Kriegshinterlassenschaften, die er bei sich trägt, entschärft werden müssen.

Einige Minuten später kommt ein Team von Sicherheitskräften ins Viertel. Schnell wird ein Sicherheitsabstand von 300 Metern hergestellt. Einige Minuten lang bearbeiten die Sprengstoffexperten die Bombe - dann ist sie entschärft und in einem Auto der Polizei deponiert.

Die Teams von Handicap International nutzen gleich die Gelegenheit, um in der Nähe der Zuschauenden aufzuklären, die sich so versammelt haben, dass sie die Arbeit der Sicherheitskräfte beobachten können. Sie erklären den Grund für das Einschreiten und was explosive Kriegsreste sind. Ein älterer Mann unterbricht:

 "Ich habe zwei Bomben, die auf meinem Feld liegen geblieben sind. Könnten Sie mir die fortschaffen?"

So rückt das Minenräumungsteam erneut an und entschärft erfolgreich gleich drei verdächtige Kriegsreste. Laut dem Räumungsteam standen diese explosiven Waffen kurz vor der Detonation.

"In Gaza tendiert die Bevölkerung unglücklicherweise dazu, alte explosive Kriegsreste bei sich aufzubewahren", stellt Alaa Alkhatib fest, Projektleiter von Handicap International in Palästina. "Allein unsere Aufklärungsarbeit hilft den Menschen, sich der Gefahr bewusst zu werden und ihr Verhalten zu ändern."

Seit März 2015 wurden durch die Teams von Handicap International mehr als 30.000 Einwohnerinnen und Einwohner Gazas für die Risiken von explosiven Kriegsresten sensibilisiert. 

7 Juli 2016
Einsatzländer

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf

Nadia Ben Said
Verantwortliche Medien
(FR/DE/EN)

Tel : +41 22 710 93 36
[email protected]

HELFEN
Sie mit

Lesen sie weiter

Saypes Werk für Handicap International: eine Brücke zwischen künstlerischem Ausdruck und humanitärer Mission
© Basile Barbey / HI
Minen und andere Waffen Veranstaltung

Saypes Werk für Handicap International: eine Brücke zwischen künstlerischem Ausdruck und humanitärer Mission

Am 11. September 2023 hatten unsere Gäste die Gelegenheit, das einzigartige Werk «All of us!» des französisch-schweizerischen Künstlers Saype im Rahmen einer privaten Vernissage zum ersten Mal zu sehen. Rückblick auf die Ansprachen unseres Präsidenten Christophe Wilhelm und unserer Kommunikations- und Medienverantwortlichen Marie Bro sowie von Alfonso Gomez, Bürgermeister der Stadt Genf, Nathalie Fontanet, Vizepräsidentin des Staatsrats der Republik und des Kantons Genf, und Saype.

Streubomben-Monitors: Rekordzahl von Opfern im Jahr 2022
© J. Rodsted/NPA
Minen und andere Waffen

Streubomben-Monitors: Rekordzahl von Opfern im Jahr 2022

Der heute veröffentlichte Bericht 2023 des Streubomben-Monitors berichtet von 1172 Opfern im Jahr 2022, 95 % davon Zivilpersonen. Dies ist die höchste Opferzahl, die der Streubomben-Monitor seit seiner ersten Veröffentlichung im Jahr 2010 registriert hat. Dieser starke Anstieg ist hauptsächlich auf den wiederholten Einsatz dieser Explosivwaffen in der Ukraine zurückzuführen. Wir forderen, dass der Einsatz dieser Waffen systematisch verurteilt wird und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

Friedensförderung in einem von Minen befreiten Dorf
© J. M. Vargas / HI
Minen und andere Waffen

Friedensförderung in einem von Minen befreiten Dorf

Seit 1998 sind im Gebiet der Gemeinde Santander de Quilichao 15 Menschen Opfer von Antipersonenminen geworden. Wir haben dort mehr als 2500 Quadratmeter Land entmint und zurückgegeben. Es ist das erste Dorf im nördlichen Cauca in Kolumbien, das für minenfrei erklärt wurde.