Hurrikan Matthew: „Das Dach wurde weggerissen, die Wände fielen in sich zusammen”

Nothlife
Haiti

Nachdem der Hurrikan Matthew am Dienstag, 4. Oktober, Haiti erreicht hatte, hat Handicap International seine Teams vor Ort mobilisiert. Sie werden von einem Katastrophenteam verstärkt, das drei Tage danach eintraf. Ein Teil des Landes wurde verwüstet und tausende Häuser zerstört. Die Vereinten Nationen schätzen, dass mehr als 1,3 Millionen Menschen betroffen sind; 750.000 Millionen brauchen sofortige Hilfe. Josie und Moise haben uns ihre Geschichte erzählt. Beide leben im Süden Haitis, der sehr stark von der Katastrophe  betroffen ist.

Eingefalle Häuser und herumliegende Trümmer zeugen von der Gewalt des Hurrikans

Zerstörte Häuser und flutartige Überschwemmungen kennzeichnen seit dem Hurrikan den Süden Haitis | © P. Thieler / Handicap International

„Ich lebe in Ravine Charles, in der Gemeinde Jérémie“, erzählt Josie Pierre, 22 Jahre alt. Dies ist eine der Städte, die am schlimmsten vom Hurrikan verwüstet wurden. „Jeder hier hat alles verloren. Das Haus, in dem ich mit meiner Mutter und zwei Neffen gelebt habe, ist zerstört. Das Blechdach wurde heruntergerissen und die Wände fielen in sich zusammen. Die Häuser von meinem Onkel und meiner Cousine wurden ebenfalls vom Hurrikan zerstört. Soweit ich weiß, wurden alle Häuser in der Nähe verwüstet. Nur vier Häuser stehen noch.” Für diese Familien, die bereits in größter Armut lebten, werden die nächsten Monate sehr hart werden.

"Wir haben all unsere Tiere verloren. All unsere Kühe, Schweine, Ziegen und Hühner. Ich weiß nicht, wie wir nun, wo uns nichts mehr bleibt, überleben sollen. So eine Katastrophe habe ich noch nie erlebt.

Josie, 22 Jahre alt

Im Angesicht der totalen Zerstörung und Isolation – das Telefonnetz funktioniert nicht mehr – haben die Menschen, die am Charles River leben, begonnen, sich selbst zu organisieren. „Wir versuchen, Wellbleche und Teile von Trümmern unserer Häuser zu bergen und uns daraus Schutzhütten zu bauen, in denen wir die Nacht verbringen können.”

 


"Wir müssen das Wasser aus dem Fluss trinken"

Moise Clarel, 77 Jahre, steht in der Gemeinde Port-Salut vor denselben Problemen. Nur die Großzügigkeit eines Bekannten, der ein Haus aus Beton besitzt, hat ihn davor bewahrt, im Freien übernachten zu müssen, nachdem sein eigenes Haus vom Hurrikan weggespült worden war. „Seit 18 Uhr Montagabend wehte hier ein sehr starker Wind. Mein Haus fiel in der darauffolgenden Nacht in sich zusammen, nachdem das Wellblechdach weggerissen worden war und Wasser ins Haus strömte. Ich wollte bei einem meiner Söhne Schutz suchen, aber sein Haus war auch zerstört.

"Als der Tag anbrach, musste ich erkennen, dass alle Häuser in meiner Gegend dem Erdboden gleich waren.”

Moise, 77 Jahre alt

Auch die Plantagen haben dem Wind nicht standgehalten. „Wir essen die Früchte, die wir retten konnten, aber in ein paar Tagen werden wir nichts mehr zu essen haben. Auch unser Viehbestand wurde vom Hurrikan vernichtet. Wir müssen heute das Flusswasser trinken, es ist sauberer als das Brunnenwasser.”

Ein Notfallteam erreichte Port-au-Prince am Freitagmorgen des 7. Oktober, um die Teams von Handicap International, die bereits in Haiti arbeiten, zu unterstützen. Unsere vordringlichste Aufgabe ist es, den Transport von Hilfsgütern zu den Schutzbedürftigsten sowie Rehabilitation für die Verletzten zu organisieren. Darüber hinaus wollen wir psychosoziale Unterstützung anbieten für Menschen, die unter Traumata leiden. Ebenfalls haben wir vor, Planen und Seile zu verteilen, damit die Familien sie zum Bau von Schutzhütten verwenden können. Zudem werden wir Kochausrüstungen, Tabletten zur Reinigung von Trinkwasser und besondere Hilfen wie zum Beispiel Krücken oder Gehhilfen verteilen.

9 Oktober 2016
Einsatzländer

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf

Nadia Ben Said
Verantwortliche Medien
(FR/DE/EN)

Tel : +41 22 710 93 36
[email protected]

HELFEN
Sie mit

Lesen sie weiter

Warum Rehabilitation in Kriegszeiten so wichtig ist
© S. Hejji - HQ / HI
Nothlife

Warum Rehabilitation in Kriegszeiten so wichtig ist

Als ich im März von einem Einsatz mit Handicap International in Gaza nach Genf zurückkehrte, war ich erschüttert: Die Situation ist katastrophal. Ohne eine konsequente und inklusive humanitäre Hilfe wird die Zahl der Menschen mit Behinderungen stark zunehmen. 

Tragischer Tod einer Mitarbeiterin von Handicap International in Gaza
© Handicap International
Nothlife

Tragischer Tod einer Mitarbeiterin von Handicap International in Gaza

Die Mitarbeitenden von Handicap International/Humanity & Inclusion (HI) sind zutiefst betroffen und empört über den Tod ihrer Kollegin Muna und ihrer ganzen Familie, die am 8. Juni wahllos von israelischen Streitkräften in ihrem Haus im Süden von Deir al-Balah in Gaza bombardiert wurden. Muna, eine engagierte Sozialarbeiterin, half Hunderten von vertriebenen Familien und Kindern, darunter auch Kindern mit Behinderungen. Dieser tragische Vorfall ist der zweite Tod einer HI-Mitarbeiterin seit dem 7. Oktober, nach einem Vorfall im Dezember 2023, als eine andere Kollegin und ihre vier Kinder in Nuseirat im Gazastreifen getötet wurden.