Ismael, 15 Jahre: „Als ich vier war, schlief ich auf den Bahngleisen ein. Der Unfall hat mich einen Arm und ein Bein gekostet.“
Ismael, 15 Jahre, lebt in der bolivianischen Stadt Oruro im Westen des Landes. Bei einem Zugunfall im Alter von vier Jahren verlor Ismael sein rechtes Bein und seinen linken Arm. Dank der Unterstützung durch Handicap International und mehrerer Rehabilitationszentren erhielt er Physiotherapie und konnte lernen, wie er seine Prothese benutzt. Mehr als zehn Jahre später geht Ismael, nun ein eifriger Jugendlicher, zur Schule und liebt den Sport. Er fährt Fahrrad, spielt Fußball und würde gerne schwimmen können.
Ismael | © J.Tusseau / Handicap International
Im Alter von vier Jahren ist Ismael ein unbeschwertes Kind und begeistert sich besonders für alle Aktivitäten im Freien. Er lebt mit seinen beiden älteren Schwestern und den Eltern Stadt in der Stadt Oruro im Westen Boliviens. Eines Tages, als seine Mutter aufs Land gefahren und sein Vater beschäftigt ist, geht Ismael allein aus dem Haus und spielt an den Eisenbahnschienen. Die Stunden vergehen. Er schläft auf den Schienen ein. Ein Zug naht und der Zugführer sieht ihn nicht. Es kommt zum Drama. Das Kind verliert sein rechtes Bein und seinen linken Arm. Der Unfall zerreisst die Familie, der Vater geht an seinen Schuldgefühlen zugrunde und die Eltern trennen sich.
Ismael werden Bein und Arm amputiert. Dank der Unterstützung öffentlicher und privater Organisationen[1] kann er an Rehabilitationsmassnahmen teilnehmen. Er bekommt eine Prothese vom bolivianischen Institut für Rehabilitation (IBR) und erlernt den Umgang mit seinem neuen Bein. Jahre später erhält Ismael dank der Hilfe von Handicap International weitere Behandlungen im Rehabilitationszentrum Walter Khon[2], das wir vor Ort unterstützen. Dabei lernt er, seine Muskeln am Bein und Arm wieder aufzubauen. Er ist seither beweglicher und es fällt ihm leichter, sich fortzubewegen.
Heute, als Fünfzehnjähriger, ist Ismael unternehmungslustig, sportlich und ausdauernd. Er läuft, fährt Fahrrad und spielt Fussball. „Er setzt die Rehamassnahmen fort und wird bald eine Prothese für seinen linken Arm und eine neue für sein rechtes Bein benötigen. Ismael ist ein sehr aktiver junger Mann und gerade stark im Wachstum. Im Schnitt braucht er alle zwei Jahre neue Prothesen“, erklärt Narel Gomez, der Leiter unseres Rehabilitationsprojektes in Bolivien. Ausser seinem sportlichen Einsatz ist Ismael aber auch ein fleissiger Schüler. Er besucht die 10. Klasse der Sekundarschule in Oruro. Sein sehnlichster Wunsch: Er möchte studieren und eines Tages Ingenieur werden.
„In Bolivien gibt es wenige qualifizierte Fachkräfte in der Rehabilitation und nur wenige Ausbildungsmöglichkeiten, besonders auf dem Land. Deswegen haben wir uns als einen Schwerpunkt vorgenommen, Kompetenzen der Fachleute dieses Bereiches zu stärken und Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung zu schaffen, sodass sie in ihrer Gemeinschaft selbstständig und integriert leben können“, erklärt Narel Gomez.
Dank der Unterstützung von Handicap International sind seit Januar 2014 sieben Rehabilitationszentren in den Bezirken Potosí und Oruro eröffnet worden und mehr als 2.800 Menschen haben Rehabilitationsbehandlungen bekommen. Handicap International bildet Fachkräfte für das Gesundheitswesen aus (Ärztinnen und Ärzte, Fachkräfte für Physiotherapie etc), damit sie eigenständig die Mobilität, Selbstständigkeit und Schmerzen von Menschen mit Behinderung ermitteln können. Dazu verwenden sie technische Geräte, für die sie geschult werden. Darüber hinaus verstärken wir die Kompetenzen im Bereich der Rehabilitationstechniken sowie in der Verwaltung und Leitung von Rehabilitationszentren. Zudem arbeiten wir daran, Behinderungen und schwere Entwicklungsverzögerungen bei Kindern frühzeitig zu erkennen, damit sie schnell die erforderliche Hilfe erhalten.
[1] Comité de personas con Discapacidad Departamental, von dem er an das deutsch-bolivianische Orthopädiezentrum überwiesen wurde.
[2] Handicap International hat die Fachleute des Rehabilitationszentrums ausgebildet, insbesondere um den Betroffenen und ihren Familien qualitativ hochwertige Behandlungen zu ermöglichen.
Nehmen Sie mit uns Kontakt auf
Nadia Ben Said
Verantwortliche Medien
(FR/DE/EN)
Tel : +41 22 710 93 36
[email protected]