Senegal: Neue Minenräumaktionen in der Casamance
Handicap International beginnt mit neuen Minenräumaktionen, die es der Bevölkerung ermöglichen werden, Gesundheitszentren, Schulen und Dörfer in der Region wieder zu nutzen. Das bedeutet einen enormen Aufschwung für die Wirtschaft und Entwicklung der Casamance.
Ein Minenräumer bei der Arbeit in der Region Casamance, Senegal, 2010. | © J-J. Bernard / HI
Rückgabe von 100’000 m2 Land an die Bevölkerung
Im Mai 2022 haben unsere Teams mit Minenräumungen in der Region Casamance im Süden Senegals begonnen, wo wir seit 2008 bereits rund 470‘000 m² Land geräumt haben. Die Minenräumarbeiten, die bis März 2023 andauern werden, betreffen die Gemeinden Kaour und d'Adéane in den Regionen Ziguinchor und Sédhiou.
«In diesen Regionen sind die Umgebungen von Schulen, Gesundheitszentren, Strassen, Dörfern und Feldern immer noch durch Sprengkörper verseucht oder stehen im Verdacht, es zu sein», sagt Abdourahmane Ba, Leiter der Minenräumungsarbeiten im Senegal. «Lebenswichtige Infrastrukturen wie Gesundheitszentren sind hier nach wie vor begrenzt, daher ist es umso wichtiger, dass die Menschen einen sicheren Zugang zu ihnen erhalten.»
Insgesamt sollen 100’000 m² Land an die Bevölkerung zurückgegeben werden. Ziel ist es, mit Sprengkörpern verseuchte Gebiete zu entminen und Gebiete zu prüfen, wo Minen oder Sprengkörper vermutet werden. Schätzungsweise 30’000 m² Land müssen von Minen geräumt werden.
Manuelle und mechanische Minenräumung
Wir haben unser Basiscamp etwa 50 km von Ziguinchor entfernt eingerichtet. Unsere Teams wohnen jeweils zehn Tage lang dort, um die Minenräumarbeiten durchzuführen, und haben anschliessend drei Ruhetage in der Stadt. Das für das Projekt eingestellte Personal verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung.
Die Teams bestehen aus einer Projektleiterin, einem Einsatzleiter, zwei Teamleiter*innen, sechs Minenräumer*innen, zwei Krankenpfleger*innen, zwei Gemeinschaftsbeauftragten, einem Mechaniker, zwei Entwicklungsbeauftragten und drei Fahrer*innen. Insgesamt arbeiten in der Region Casamance zehn Minenräumer*innen für Handicap International, darunter zwei Frauen.
«Wir führen einerseits manuelle Minenräumungen durch: Dabei inspizieren die Minenräumer*innen den Boden mit Metalldetektoren, Zentimeter für Zentimeter, entlang eines markierten Korridors. Andererseits führen wir mechanische Minenräumungen mit dem Einsatz des Digger durch. Das ist eine Minenräummaschine, mit der Minen und explosive Kriegsreste aus dem Boden gezogen werden können. Die Maschine wird vor allem in Gebieten eingesetzt, in denen nicht aufspürbare Minen wie die PRBM35 (belgischen Ursprungs) und die C3A/B (spanischen Ursprungs) vermutet werden, die in der Region Casamance häufig entdeckt werden», erklärt Abdourahmane.
Anpassung an lokale Gegebenheiten
«Wir planen auch den Einsatz von Drohnen, um die Minenräumarbeiten zu unterstützen», erzählt Abdourahmane. «Die Drohnen sollen es unter anderem ermöglichen, vermutlich verminte Gebiete besser zu kartografieren. Ihr Einsatz hat sich in der Wüste des Tschad als erfolgreich erwiesen, doch nun müssen wir sie hier in einer anderen Umgebung erproben. In der Casamance räumen wir Minen in einer Region, die von Wäldern und dichter Vegetation dominiert wird. Derzeit läuft eine Evaluation des Drohneneinsatzes.»
Der Zeitplan für die Minenräumarbeiten muss auch an die Regenzeit angepasst werden, die von Juli bis Oktober dauert. Die Casamance ist die Region im Senegal, in der es am meisten regnet. Sintflutartige Regenfälle könnten die Minenräumung verlangsamen, da aus Sicherheitsgründen weder die Minenräumer*innen noch die Digger auf überschwemmten Flächen arbeiten dürfen.
Landrückgabe und Förderung des wirtschaftlichen Aufschwungs
Parallel zu den Minenräumungsaktivitäten führt Handicap International in der Region in Partnerschaft mit der senegalesischen Vereinigung der Minenopfer Veranstaltungen zur Sensibilisierung und Risikoaufklärung durch.
«Das Ziel ist es, die Gewohnheiten der Bevölkerung zu verstehen und ihnen sichere Verhaltensweisen zu zeigen, die an ihren Alltag angepasst sind. Dank der Arbeit der Gemeinschaftsbeauftragten werden alle Mitglieder der Gemeinschaften – auch diejenigen, die oft vergessen werden, wie Menschen mit Behinderungen, Frauen oder ältere Menschen – in die Entscheidungsfindung einbezogen, welche Gebiete vorrangig von Minen geräumt werden sollen», fährt Abdourahmane fort.
Darüber hinaus werden wir die Rückkehr der Bevölkerung in die geräumten Gebiete begleiten und die wirtschaftliche Erholung unterstützen. Wir planen unter anderem die Bereitstellung von Baumaterial für die Bevölkerung, die auf das entminte Land zurückkehren wird. Ausserdem werden wir die Entwicklung von einkommensschaffenden Aktivitäten unterstützen, indem wir beispielsweise Schulungen anbieten.
Ein Konflikt, der die Zivilbevölkerung auch heute noch bedroht
Senegal hat sich das Ziel gesetzt, bis 2025 minenfrei zu sein. In der Casamance stehen noch immer fast 1,2 Millionen Quadratmeter Land unter dem Verdacht, vermint zu sein, und müssen gesichert werden. Seit fast 40 Jahren herrscht in der Region ein Konflikt zwischen der Separatistenbewegung und den staatlichen Streitkräften.
Antipersonen- und Panzerabwehrminen, die in den 1990er und 2000er Jahren in der Region massiv eingesetzt wurden, bedrohen die Zivilbevölkerung auch heute noch. Zwischen 1988 und 2017 wurden rund 850 Menschen Opfer von Minen oder explosiven Kriegsmunitionsrückständen.
Diese Bedrohung behindert die Rückkehr der Bevölkerung. Dabei ist die Casamance eine Region, die über bedeutende natürliche Ressourcen und ein grosses Potenzial in den Bereichen Landwirtschaft, Bergbau und Fischerei verfügt. Die Minenräumung in dieser Region ist daher eine humanitäre und entwicklungspolitische Priorität.
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Nadia Ben Said
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