Gaza: Flucht ohne Medikamente
Die Zivilbevölkerung im Gazastreifen hat kaum oder gar keinen Zugang zu Nahrungsmitteln, Trinkwasser, Strom und Gesundheitsversorgung. Menschen mit Behinderung oder chronischen Krankheiten sind von der Situation besonders stark betroffen. Viele Familien mussten in aller Eile aus ihren Häusern fliehen und hatten keine Zeit, ihr Medikamente oder Hilfsmittel zusammenzusuchen.
Unsere Rehabilitationsspezialistin, Reham Shaheen macht sich grosse Sorgen um ihre Familie im Gazastreifen. | © D. De Munter / HI
Dies ist beispielsweise der Fall eines 3-jährigen Kindes mit zerebraler Lähmung, wie uns Haytham Abusabet von unserem Team berichtet. Seine Familie musste ihr Haus überstürzt verlassen. Ohne seine Medikamente leidet er unter schmerzhaften Muskelkrämpfen. Sharaf Al Faqawi, ein Mitarbeiter unseres Teams, macht sich grosse Sorgen um die Zivilbevölkerung:
„Die Menschen sind erschöpft und waren auch schon erschöpft, ehe der Konflikt eskalierte. Die Menschen haben keine Widerstandskraft mehr. Die Erwachsenen essen wenig oder gar nichts, um ihren Kindern etwas zu essen zu geben. Manchmal stehen sie den ganzen Tag ohne Essen da.“
Meine Familie ist am Leben, aber es geht ihnen nicht gut
Unsere Rehabilitationsspezialistin, Reham Shaheen, war gerade zu einer Schulung im Ausland, als die Grenzen geschlossen wurden. Sie hat Angst um ihre drei Kinder im Alter von 12, 10 und 4 Jahren und ihren 39-jährigen Ehemann. Am 13. Oktober floh ihre Familie aus ihrem Haus im nördlichen Gazastreifen, nachdem sie eine SMS erhalten hatte, in der stand, dass das Haus ihres Nachbarn angegriffen werden sollte. Wenige Minuten später wurde es zerstört. Sie zogen zu Rehams Schwiegervater am Rande der Stadt und nahmen nur ein paar Kleidungsstücke mit. Heute leben dort acht Familien, insgesamt 35 Personen, ohne Strom und Wasser. Zum Glück haben sie einen kleinen Generator, mit dem sie ihre Handys aufladen und Reham, die in Jordanien festsitzt, über die Lage informieren können.
„Meine Familie ist am Leben, aber es geht ihnen nicht gut. In dieser Situation kann es niemandem gut gehen. Ich mache mir Sorgen um den psychischen Zustand meiner Kinder, ganz zu schweigen von der Möglichkeit, dass sie verletzt oder getötet werden könnten.“
Stop Bombing Civilians
Alle Konfliktparteien müssen eine Deeskalation und einen sofortigen Waffenstillstand einleiten. Die Sicherheit der Zivilbevölkerung und der zivilen Infrastruktur muss an erster Stelle stehen. Ein Waffenstillstand ist der einzige Weg, um nach mehr als 20 Tagen Gewalt mit katastrophalen Folgen weitere Tote und Verletzte und weiteres menschliches Leid zu verhindern.
Menschen mit Behinderungen in Gaza stehen vor enormen Herausforderungen, von körperlicher Verletzlichkeit bis hin zu Kommunikationsunterbrechungen, und sind unmittelbaren und unverhältnismässigen Risiken ausgesetzt. Wir rufen dringend zu inklusiver humanitärer Hilfe, gezielten Schutzmassnahmen und besonderer Aufmerksamkeit für ihre Verletzlichkeit auf.
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Nadia Ben Said
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