Gaza, Israel vor einer humanitären Katastrophe: das inakzeptable Leiden der Zivilbevölkerung

Nothlife
Palästina

Die Angriffe der Hamas und die Vergeltungsschläge Israels haben verheerende Folgen für die Zivilbevölkerung. Mindestens 1'300 Menschen haben in Israel und 1'400 in Gaza ihr Leben verloren. Wir sind seit 1996 in Palästina tätig und bereiten einen Nothilfeeinsatz vor.

Archivfoto 2015: Die Überreste des al-Wafa Spitals in Shejaiya, Gaza, das auf körperliche Rehabilitation spezialisiert war. Die Gegend um Shejaiya wurde während der Militäroperation Protective Edge im Sommer 2014 weitgehend zerstört. Das Gebiet ist stark mit explosiven Kriegsresten verseucht und die Trümmer werden nur langsam geräumt.

Archivfoto 2015: Die Überreste des al-Wafa Spitals in Shejaiya, Gaza, das auf körperliche Rehabilitation spezialisiert war. Die Gegend um Shejaiya wurde während der Militäroperation Protective Edge im Sommer 2014 weitgehend zerstört. Das Gebiet ist stark mit explosiven Kriegsresten verseucht und die Trümmer werden nur langsam geräumt. | © Tom Shelton / HI

Danila Zizi, unsere Projektverantwortliche für Palästina, beschreibt die katastrophale humanitäre Lage in Gaza.

Unhaltbare Situation für die Zivilbevölkerung

«Die jüngsten Angriffe der Hamas und die Vergeltungsschläge Israels haben verheerende Folgen für die Zivilbevölkerung. Die Eskalation der Gewalt wird zu weiteren Verlusten an Menschenleben führen. Wir sind zutiefst besorgt um die Sicherheit der Zivilbevölkerung auf beiden Seiten.» 

Die Sicherheit der Zivilbevölkerung und der zivilen Infrastruktur muss oberste Priorität haben. Wir fordern einen sofortigen Waffenstillstand. Solange die Feindseligkeiten andauern, appellieren wir an alle Parteien, tägliche humanitäre Waffenstillstände zu vereinbaren, damit die humanitären Akteure ihre Hilfslieferungen sicher durchführen können.

Ein Netzwerk von Freiwilligen in Gaza

Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden im Gazastreifen 1354 Menschen getötet und 6049 verletzt (12. Oktober, 12 Uhr). 60 % der Verletzten sind Frauen und Kinder. 260’000 Einwohner:innen von Gaza sind aufgrund der Bombardierungen und des Granatenbeschusses aus ihren Häusern geflohen. Die Menschen sind traumatisiert.

Unsere Organisation und unsere Partner stützen sich auf ein Netzwerk von 300 Freiwilligen, die darin geschult sind, in Krisen- und Notsituationen als Ersthelfer:innen zu fungieren. Seit Beginn der Bombardierungen haben einige von ihnen Zuflucht in Aufnahmezentren gefunden, andere sind in ihren Häusern eingeschlossen und warten auf einen Waffenstillstand, um sich wieder bewegen zu können. Diese Zentren sind meistens Wohnhäuser, Schulen usw.
Die Freiwilligen haben damit begonnen, die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen, Verletzten, Traumatisierten sowie Frauen und Kindern in den Aufnahmezentren zu ermitteln.

Rehabilitation und psychische Gesundheit

Unsere Mitarbeitenden sind in der Lage, Notfallrehabilitationsdienste und psychosoziale Unterstützung für Menschen anzubieten, die durch die Gewalt verletzt und traumatisiert wurden. Wir werden dies tun, sobald der Durchgang für humanitäre Hilfe gewährleistet ist, da wir die Sicherheit und den Schutz unseres Teams gewährleisten müssen.
Wir sind auch in der Lage, Mobilitätshilfen wie Krücken und Rollstühle, aber auch Verbandsmaterial, Erste-Hilfe-Kästen usw. zur Verfügung zu stellen.

Fünf Lager für Notvorräte 

Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir fünf Lager für Notvorräte in den fünf Gouvernoraten von Gaza eingerichtet. Wir planen, mit den Lieferungen zu beginnen, sobald ein humanitärer Waffenstillstand die sichere Durchfahrt von Personal und Fahrzeugen ermöglicht.
Wir verfügen insbesondere über Non-Food-Artikel (NFI) wie Hygiene- und Kochsets sowie über Bestände an Erste-Hilfe-Kästen (mit allem, was zur Behandlung leichter Verletzungen notwendig ist). Wir können auch Gesundheitseinrichtungen durch Frührehabilitation und posttraumatische Betreuung unterstützen.

Risikoaufklärung

Gemeinsam mit unseren Partnern planen wir auch eine Sensibilisierungskampagne zur Konfliktvorbereitung und Risikoaufklärungsveranstaltungen, um die Bevölkerung über die Gefahren von Kriegsmunitionsrückständen zu informieren. Wir werden sie beraten, wie sie sich vor Luftangriffen und anderen konfliktbedingten Ereignissen schützen können.
Die humanitäre Lage ist katastrophal. Da Gaza vollständig belagert ist und die Gewalt zunimmt, wird der Bedarf an humanitärer Hilfe in den kommenden Tagen sicherlich weiter steigen, insbesondere was den Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser und sanitären Einrichtungen betrifft.

Unsere Präsenz in Palästina

Unser erstes Projekt in Palästina startete 1996. Seit 27 Jahren unterstützen wir die palästinensische Bevölkerung sowohl im Westjordanland als auch im Gazastreifen. Derzeit führen unsere Teams in Palästina Projekte in den Bereichen Katastrophenvorsorge und Risikominderung, körperliche und funktionelle Rehabilitation, wirtschaftliche Integration und Erholung sowie inklusive Bildung durch.
 

12 Oktober 2023
Einsatzländer

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Nadia Ben Said
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