Interview mit Daniel Suda-Lang, Geschäftsleiter von Handicap International Schweiz
Lesen Sie das Interview mit Daniel Suda-Lang, dem Geschäftsleiter von Handicap International Schweiz, geführt von Genève Internationale. Darin erklärt er die Bedeutung des Standorts Genf und den Beziehungen zu anderen internationalen Organisationen.
Wie würden Sie Ihre Organisation in wenigen Worten vorstellen? Was sind Ihre Aufgaben? Was ist Ihr Ziel?
Handicap International engagiert sich für die soziale und berufliche Integration von Menschen mit Behinderungen und besonderen Schutzbedürfnissen. Dabei stehen wir vielen Herausforderungen gegenüber, insbesondere in diesen Zeiten der Pandemie. Gemeinsam mit meinem Team setze ich mich dafür ein, unseren sozialen Auftrag zu erfüllen, d. h. Menschen mit Behinderungen in alle Aspekte des gesellschaftlichen Lebens, insbesondere im Bereich der humanitären Hilfe, einzubeziehen.
Wir sind empört über die Ungerechtigkeit, die Menschen mit Behinderungen und schutzbedürftige Bevölkerungsgruppen erfahren, und engagieren uns für eine solidarische und inklusive Welt, in der Unterschiede bereichern und alle «aufrecht leben» können.
Meine Stelle umfasst verschiedene Funktionen: unsere Aufgaben und unser Engagement in der Öffentlichkeit, bei Partnern und internationalen Organisationen bekannt zu machen, Möglichkeiten für Partnerschaften auszuloten, die notwendigen finanziellen Mittel für unsere Projekte vor Ort zu finden und die Koordination der Aktivitäten der verschiedenen Abteilungen zu gewährleisten, damit sich alle bei der Arbeit wohlfühlen.
Mit welchen der zahlreichen Akteure in Genf (internationale Organisationen, NGOs, ständige Vertretungen, Hochschulen oder Privatwirtschaft) arbeiten Sie zusammen und wie?
Unser strategischer Standort im Herzen von Genf ermöglicht es uns, sowohl mit internationalen Akteuren wie internationalen Organisationen und den Vereinten Nationen als auch mit Schweizer Akteuren auf nationaler und lokaler Ebene zusammenzuarbeiten.
Auf internationaler Ebene spielt Handicap International eine zentrale Rolle in der Beziehung verschiedener Akteure wie der diplomatischen Gemeinschaft in Genf, den Vereinten Nationen, verschiedenen Aussenministerien und von Explosivwaffen betroffenen Staaten. Wir sind im Bereich der Abrüstung, der humanitären Hilfe und der inklusiven Entwicklungszusammenarbeit tätig und international für unsere Arbeit im Bereich der Hilfe für die Opfer von Explosivwaffen anerkannt. Gemeinsam mit anderen Akteuren im Bereich der Minenräumung entwickeln wir die internationalen Minenräumstandards. Diese Standards werden das Leben der betroffenen Bevölkerungsgruppen wesentlich verbessern.
Auf nationaler Ebene sind wir Teil verschiedener Netzwerke wie dem Swiss Disability and Development Consortium (SDDC), einem Netzwerk zur Förderung der Rechte und der Inklusion von Menschen mit Behinderungen in die internationale Zusammenarbeit der Schweiz, und Medicus Mundi Schweiz, einem Netzwerk für internationale Gesundheitszusammenarbeit und globale Gesundheit.
Was sind die Stärken und Schwächen von Genf im Hinblick auf Ihre Tätigkeiten?
Ich halte den Standort im Herzen des internationalen Genf, in der Nähe des Place des Nations, für ideal. Er verschafft uns eine strategische Positionierung, um unsere Forderungen in der internationalen Gemeinschaft bekannt zu machen und ihnen Gewicht zu verleihen.
Ein gutes Beispiel dafür ist der Broken Chair auf dem Place des Nations. Das Denkmal wurde von Handicap International und der Internationalen Kampagne für das Verbot von Landminen geschaffen und symbolisiert die Verzweiflung und Würde der Opfer von Waffengewalt. Es soll an die Verpflichtung der Staaten erinnern, die Opfer zu schützen und ihnen zu helfen. Tatsächlich ermöglicht es uns allen, über unsere eigene Verantwortung nachzudenken, und ermutigt zum Handeln.
Wie sollte die Global Governance Ihrer Meinung nach in 20 oder 30 Jahren aussehen?
Ich stelle mir vor, dass die Gesellschaft in 30 Jahren durch die Zunahme klimatischer, wirtschaftlicher, demografischer und natürlicher Risiken geschwächt sein wird. In dieser Hinsicht wird die Global Governance eine grössere internationale Solidarität rund um den etablierten Nexus zwischen humanitärer Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Friedensarbeit erfordern. Ich denke, dass die Ziele für nachhaltige Entwicklung mit der Zeit zu konkreten Solidaritätsaktionen der gesamten internationalen Gemeinschaft weiterentwickelt werden, um die Zivilbevölkerung vor diesen Risiken und Konflikten zu schützen.
Im Einklang mit der Advocacy-Arbeit von Handicap International wird die Global Governance des Jahres 2050 die Inklusion aller Menschen in ihren Diskurs und ihre Praktiken integriert haben, und unser Kampf gegen die Bombardierung der Zivilbevölkerung wird durch einen Vertrag zum Verbot des Einsatzes von Explosivwaffen in Wohngebieten geregelt sein. Wir werden uns noch immer für besonders schutzbedürftige Menschen einsetzen und unsere langjährige Erfahrung und die Zusammenarbeit mit unseren Partnern vor Ort wird unser Engagement noch verstärken.
Das Originalinterview (auf Englisch) vom 2. September 2021 finden Sie auf der Website von Genève Internationale.
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Nadia Ben Said
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