Notfall auf den Philippinen: Der Inselstaat versinkt erneut im Chaos
Die Philippinen werden 2025 bereits zum 20. Mal von einem verheerenden Taifun heimgesucht: Kalmaegi ist der bislang tödlichste – die Bilanz ist verheerend.
November 2025. Unser Team ist in der Provinz Cebu vor Ort, die von der Katastrophe besonders betroffen ist, um den Bedarf humanitärer Hilfe zu ermitteln. | © HI
Tödlicher Taifun: über 140 Tote, Hunderttausende Betroffene
Taifun Kalmaegi erreichte am 3. November die Visayas in den zentralen Philippinen mit Windböen von bis zu 170 km/h, meldete der philippinische Wetterdienst. Kurz nach Mitternacht traf er mit extremer Kraft auf Land. Sintflutartige Regenfälle, Überschwemmungen, Schlammlawinen … Die Provinz Cebu war am stärksten betroffen.
Innerhalb weniger Stunden standen ganze Städte unter Wasser. Die Bewohner:innen mussten fliehen, während Autos und Häuser weggespült wurden und ihr gesamtes Hab und Gut verloren ging.
Menschen mit Behinderungen sind bei solchen Katastrophen besonders gefährdet. Schätzungen zufolge haben sie ein zwei- bis viermal höheres Risiko, bei einer Naturkatastrophe ums Leben zu kommen. Diesmal hat sich das leider auch bei uns bestätigt. Eine Frau mit Behinderung kam ums Leben, weil sie in ihrem Zimmer eingeschlossen war, als das Wasser in ihr Haus eindrang – ihre Familie konnte sie nicht mehr rechtzeitig retten», erklärt Melanie Ruiz, Country Manager für Handicap International Philippinen.
Trotz Evakuierungs- und Vorsichtsmassnahmen der philippinischen Regierung waren fast 700’000 Familien – mehr als 2,4 Millionen Menschen – von dem Taifun betroffen. Über 170’000 Familien, bzw. mehr als 600.000 Menschen, verloren ihre Häuser und wurden obdachlos. Die materielle und menschliche Bilanz ist verheerend: Am 6. November meldeten die Behörden fast 200 Tote und mehr als 130 Vermisste. Die Überlebenden, die alles verloren haben, werden Jahre brauchen, um wieder zu menschenwürdigen Lebensbedingungen zurückzufinden.
Kalmaegi ist der 20. Taifun, der 2025 über die Philippinen hinwegfegt – und der tödlichste des Jahres laut EM-DAT, einer weltweiten Datenbank für Naturkatastrophen.
Eine Katastrophe jagt die nächste und lässt die Bevölkerung seit Monaten nicht zur Ruhe kommen
Während der Taifun Kalmaegi seinen Pfad der Zerstörung nach Vietnam fortsetzt, rüsten sich die Philippinen schon für den nächsten schweren Taifun Fung-Wong.
Das neue Wettersystem, derzeit noch ein tropischer Sturm, befindet sich etwa 1500 Kilometer östlich des Landes und gewinnt an Kraft, je näher es der Hauptinsel Luzon kommt. Es wird erwartet, dass er sich zum Taifun verstärkt, bevor er am Sonntagmittag (MEZ) nördlich der Hauptstadt Manila auf Land trifft.
«Unser Land ist extrem anfällig für Taifune, und dieses Jahr hat uns die Taifunsaison besonders hart getroffen. Erst Wipha und die Stürme Co-May und Francisco im Juli, dann Kajiki im August, drei weitere Taifune im September – um nur einige zu nennen. Die Bevölkerung hat enorm gelitten und leidet noch immer. Viele Regionen befinden sich in einer kritischen humanitären Lage, und der Wiederaufbau wird Jahre dauern», fügt Melanie Ruiz hinzu.
Die philippinische Regierung hat am Donnerstag, den 6. November, den Katastrophenfall ausgerufen. Wir stehen bereit, um die Menschen zu unterstützen, die dringend humanitäre Hilfe benötigen.
Handicap International mobilisiert, um die dringendsten Bedürfnisse der Bevölkerung zu decken
Seit 40 Jahren sind wir auf den Philippinen tätig und arbeiten eng mit lokalen und internationalen NGOs sowie mit Regierungsbehörden und Institutionen zusammen, die in humanitären Notlagen mobilisiert werden. Seit Beginn der Taifunsaison im Juli 2025 arbeiten unsere Teams mit lokalen und internationalen Partnern daran, den immensen und vielfältigen humanitären Bedarf zu decken, der durch die zahlreichen Katastrophen entstanden ist.
In der Provinz Eastern Samar, wo der Katastrophenfall ausgerufen wurde, haben wir im Rahmen des Projekts «Start Ready» eine sofortige Nothilfeaktion für 7350 Menschen gestartet. Mit Unterstützung von Start Ready und Start Network konzentriert sich unsere Hilfsaktion auf vier Schlüsselbereiche: finanzielle Unterstützung, Schutzmassnahmen, Notschulbildung für Kinder sowie Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene.
In Cebu, wo ebenfalls der Katastrophenfall ausgerufen wurde, planen wir die Verteilung von Schlaf- und Hygiene-Sets an 250 betroffene Familien.
Nach einer solchen Katastrophe brauchen die Menschen dringend sauberes Wasser, Hygieneartikel und für alle verständliche Gesundheitsinformationen – nur so lassen sich Epidemien nach Überschwemmungen verhindern. Darauf werden wir auch dieses Mal unser Augenmerk legen», erklärt Melanie Ruiz.
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Nadia Ben Said
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