«Wieder gehen zu können ist ein Segen»
Malik war zehn Jahre alt, als sein Haus in Syrien bombardiert wurde. Sein Bein musste amputiert werden, es folgte eine lange Rehabilitation. Wir halfen ihm in Jordanien bei seinem Kampf zurück ins Leben.
Malik in seinem Haus in Irbid, Jordanien | © S. Khalifat / HI
Malik ist eines der vielen Opfer der Bombardierungen im Konflikt in Syrien. Er erzählt uns seine Geschichte:
«Ich bin 20 Jahre alt. Ich habe Syrien vor sieben Jahren in Richtung Jordanien verlassen. Ich wurde bei einem Bombenangriff verletzt, als ich 13 Jahre alt war.
Ich war zu Hause. Wir feierten die Hochzeit eines Familienmitglieds. Ich war bei meinem Vater, als das Haus bombardiert wurde. Mein Vater und mein Onkel wurden auch verletzt, aber ihre Verletzungen waren nicht so ernst. Meine war die schlimmste, weil ich in dem Raum war, wo die Bombe gelandet ist. Überall war Rauch; ich konnte nichts sehen. Meine Mutter öffnete die Türen und Fenster, damit wir atmen konnten. Ich dachte wirklich, ich würde sterben...
Ich wurde ohnmächtig, als ich im Spital ankam. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, waren wir in einem Krankenwagen an der Grenze auf dem Weg zu einem anderen Krankenhaus in Jordanien.
In den ersten zwei Wochen habe ich nicht realisiert, dass ich mein Bein verloren hatte. Ich stand unter Schock. Ich war allein im Spital und es war wirklich schwierig, da niemand von meiner Familie in der Nähe war. Meine Mutter konnte erst ein paar Monate später nachkommen.
Ich war deprimiert und mein psychischer Zustand war in den ersten drei Jahren wirklich schlecht. Ich hatte auch viele andere Verletzungen am ganzen Körper, die behandelt werden mussten, und ich bekam die notwendige Behandlung, um meine Körperteile wieder bewegen zu können.
Ich habe 2014 meine erste Prothese erhalten. Und als ich sah, dass ich wieder laufen konnte, war das wie ein Segen! Ich konnte mich wieder bewegen, arbeiten und lernen! Ich verbrachte ein Jahr in der Reha mit HI, damit ich wieder laufen konnte.
2015 habe ich wieder die Schule besucht, bin aber bald darauf nicht mehr gegangen, weil es so schwer war, meine Behinderung zu akzeptieren. Ich verbrachte die meiste Zeit zu Hause; ich war sehr deprimiert und extrem schüchtern. Ich habe mehrere Jahre gebraucht, um dies zu überwinden. Um 2017 herum begann ich, neue Freunde zu finden; ich hasste es, wenn die Leute mich für einen Menschen mit einer Behinderung hielten.
Jetzt habe ich meine Angst und Nervosität überwunden. Ich kann mich bewegen; ich kann studieren und arbeiten.
Heute bin ich Freiwilliger bei HI, was mir auch hilft, mein Englisch zu verbessern, weil ich die Schule früh verlassen habe. Ich helfe dabei, Menschen mit Behinderung zu identifizieren, die möglicherweise Rehabilitationleistungen oder spezielle Unterstützung benötigen, ihre medizinischen Bedürfnisse zu ermitteln und sie direkt über andere in der Nähe verfügbare Dienstleistungen zu informieren.
Nach der Arbeit gehe ich oft mit meinen Freunden aus und am Abend bereite ich Inhalte für meinen YouTube-Kanal vor. Ich verwende vorhandene Videos und verändere sie auf humorvolle Art und Weise. Ich spiele auch Online-Spiele mit meinen Freunden.
Mein Traum ist es, Kunst und Theater studieren zu können.»
10 Jahre Krieg und Chaos in Syrien. 3 Millionen Kinder haben nie etwas anderes gekannt als den täglichen Krieg, Städte und Infrastrukturen sind zerstört. Was können wir tun? Mehr erfahren.
Wenn Sprengstoffwaffen in städtischen Gebieten eingesetzt werden, sind 88% der Opfer Zivilist*innen. Das Bombardieren der Zivilbevölkerung ist kein Krieg, es ist ein Verbrechen! Schliessen Sie sich unserem Kampf gegen die Bombardierung von Zivilist*innen an, indem Sie unsere Petition unterschreiben.
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Nadia Ben Said
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