Zivilbevölkerung wird Opfer von Kämpfen und explosiven Kriegsresten
Im Jemen hinterlässt der massive Einsatz von Explosivwaffen eine Verseuchung mit Kriegsresten, die auch nach den Kämpfen noch eine zusätzliche Gefahr für die Zivilbevölkerung darstellt.

Erada, junge Patientin im Alter von sieben Jahren, hat bei einem Bombenangriff ein Bein verloren. Das Bild zeigt sie im Reha-Zentrum von Sanaa | © Agence ISNA / HI
Ein asymmetrischer Konflikt
Im Jemen beobachten wir einen unausgewogenen Konflikt, wie er in mehreren Ländern (Syrien, Irak usw.) zu finden ist: Auf der einen Seite steht eine technisch ausgereifte Armee – die internationale Koalition unter Führung von Saudi-Arabien – die massive und unterschiedslose Bombenangriffe durchführt, oft auf Wohngebiete. Auf der anderen Seite eine bewaffnete Gruppe, die von den Huthi angeführt wird und auf Landminen zurückgreift, die als „Waffen der armen Leute“ gelten. Zwischen diesen beiden Seiten leidet die Zivilbevölkerung, die einen hohen Preis zahlt: 90 Prozent der Opfer von Explosivwaffen sind Zivilisten.
Massive Bombenangriffe
Die Kämpfe spielen sich vor allem in städtischen Gebieten ab. Die Zivilbevölkerung wird zum Opfer zahlreicher blinder Angriffe. Die Folgen: die Vertreibung der Bevölkerung, die in Massen vor den Kämpfen flieht; eine zusammengebrochene Wirtschaft und eine mangelnde Grundversorgung. Der Jemen ist ins Chaos gestürzt.
50 Prozent der Gesundheitseinrichtungen sind nicht mehr betriebsfähig, was die medizinische Versorgung beträchtlich erschwert und die verbleibenden Krankenhäuser zusätzlich belastet. Gleichzeitig ist der Bedarf an medizinischer Versorgung enorm hoch.
Verseuchung des Landes
Die Bombenangriffe und der Einsatz von Landminen haben zu einer starken Verseuchung besonders im Westen des Landes geführt. Für die Einwohner ist das ein Fluch. Der Jemen zählt heute zu den meistverseuchten Ländern der Welt.
Diese Kontaminierung stellt für die Bevölkerung eine permanente Gefahr dar. Denn die explosiven Kriegsreste und Landminen nehmen ganze Landschaften ein. Dies führt dazu, dass manche Menschen ihre Felder nicht mehr bestellen können, dass Strassen unbefahrbar werden, dass Schulen nicht mehr begehbar sind…
Tödliches Erbe
Die Kontaminierung ist komplex und sehr unterschiedlich. Beobachter haben alte Landminen gefunden, die in Belgien, China und Ostdeutschland hergestellt wurden sowie auch improvisierte Landminen, von denen manche in Serie produziert werden, und Überreste von Raketen, Granaten und Streumunition. Die Auswirkungen für die lokale Bevölkerung sind katastrophal. Wenn der Konflikt einmal beendet ist, werden langfristige und komplizierte Minenräumeinsätze notwendig werden - auch in Städten, die wiederaufgebaut werden müssen, unter den Trümmern etc. Dies wird den Wiederaufbau den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes stark bremsen. Der Jemen wird noch jahrzehntelang unter diesem traurigen Erbe leiden.
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Nadia Ben Said
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