«Wenn ich in meiner Behausung geblieben wäre, würde ich nicht mehr leben»
Am Sonntag, den 14. Mai, ist der Zyklon Mocha auf Bangladesch und Burma getroffen. Unsere Teams ermitteln derzeit das Ausmass der Schäden und die Bedürfnisse der Menschen in den Flüchtlingslagern in Cox's Bazar.
Rohingya-Flüchtling Abdur hat beim Zyklon Mocha alles verloren | ©HI 2023
Abdur, ein 57-jähriger Rohingya-Flüchtling, der nach einem Schlaganfall teilweise gelähmt ist, kann immer noch nicht richtig begreifen, was am Sonntag passiert ist. Einige Stunden, bevor der Superzyklon über die Hügel von Cox's Bazar hinwegfegte, boten ihm unsere Teams an, ihn an einen sicheren Ort zu evakuieren. Nach dem Durchzug von Mocha konnte er zurückkehren, seine Behausung war aber völlig zerstört:
«Ich habe alles verloren und muss Krücken benutzen. Aber wenn ich in meiner Behausung geblieben wäre, würde ich nicht mehr leben. Ich weiss nicht, was ich essen kann oder wie ich mich bewegen soll, ich sitze fest.»
Angesichts von Abdurs Notlage versicherten ihm unsere Teams, dass sie ihm jede Unterstützung zukommen lassen würden und dass seine Unterkunft wieder aufgebaut werden würde. Wir konnten fast 600 Hilfsbedürftige in Sicherheit bringen, darunter 112 Menschen mit Behinderungen. Nach Angaben der bangladeschischen Behörden mussten fast 200’000 Menschen vor dem Superzyklon aus ihren Unterkünften fliehen.
Einige Flüchtlinge wollten ihre Notunterkünfte nicht verlassen, weil sie befürchteten, dass sie ihr «Zuhause» nie wiederfinden würden. Rajesh Chandra, Programmdirektor von HI in Bangladesch, erklärt, wie das Schlimmste verhindert werden konnte:
«Bis zum letzten Moment haben unsere Teams Präventionsbotschaften verbreitet, um den Menschen zu erklären, wo sie sich während des Zyklons in Sicherheit bringen können. Die gute Vorbereitung und Koordination zwischen den verschiedenen Akteuren hat zweifellos geholfen, das Leben vieler Menschen zu retten. Wir haben uns auf einen Albtraum vorbereitet, aber glücklicherweise hat der Zyklon Mocha seinen Kurs geändert, bevor er auf unsere Küste traf, und die Windgeschwindigkeit ist auf unter 100 km/h gesunken und hat die Flüchtlingslager verschont».
Nun ist es an der Zeit, die Bedürfnisse zu ermitteln. Unsere Teams sind in Cox's Bazar im Einsatz, um das Ausmass der Schäden und die Bedürfnisse der Menschen zu ermitteln, sei es im Hinblick auf psychosoziale Unterstützung, Rehabilitationsmassnahmen oder die Vermittlung an Dienstleister, die ihnen bei der Reparatur ihrer Unterkünfte helfen können – stets unter der Priorisierung von Menschen mit Behinderungen.
Innerhalb der 26 Camps in Cox's Bazar, in denen wir tätig sind:
- Mindestens 21’000 Menschen waren direkt vom Zyklon Mocha betroffen und diese Zahl wird sich in den nächsten Stunden wahrscheinlich noch ändern.
- 3900 Unterkünfte wurden teilweise beschädigt: umstürzende Bäume, kaputte Dächer usw.
- 306 Unterkünfte wurden vollständig zerstört.
- Es sind keine vermissten oder toten Personen zu beklagen.
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Nadia Ben Said
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