Bolivien: Unser Engagement gegen Gewalt an Frauen

Rechte von menschen mit behinderungen und politik
Bolivien und Andenländer

Gewalt an Frauen ist ein weltweites Problem mit verheerenden Folgen für die Schutzbedürftigsten. Mit unseren Projekten in Bolivien tragen wir zur Risikoverminderung und zum Schutz von Frauen mit Behinderungen bei. 

Eine Teilnehmerin ergreift das Wort während einer Schulung von Handicap International, die entwickelt wurde, um Frauen zu befähigen, gegen geschlechtsspezifische Gewalt zu kämpfen. Bolivien, 2021.

Eine Teilnehmerin ergreift das Wort während einer Schulung von Handicap International, die entwickelt wurde, um Frauen zu befähigen, gegen geschlechtsspezifische Gewalt zu kämpfen. Bolivien, 2021. | ©L. PEREIRA /HI

Höhere Gewaltraten bei Frauen mit Behinderungen

Weltweit erfährt eine von drei Frauen im Laufe ihres Lebens körperliche oder sexuelle Gewalt. Andere Faktoren wie Ungleichheit, Armut, Krisen und Behinderungen erhöhen das Risiko von Gewalt gegen Frauen und Mädchen zusätzlich. 

Frauen und Mädchen mit Behinderungen, die häufig aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität, ihrer Abhängigkeit von anderen oder aufgrund von Schwierigkeiten bei der Erstattung einer Anzeige zur Zielscheibe von Gewalt werden, sind deutlich häufiger von Gewalt betroffen als Menschen ohne Behinderungen. Sie werden meist auch über einen längeren Zeitraum hinweg Missbrauch ausgesetzt und haben weniger Ressourcen, um sich dagegen zu schützen.

Geschlechtsspezifische Gewalt in Bolivien

Bolivien ist bei dieser Epidemie keine Ausnahme. Das Land verzeichnet die höchste Zahl an Teenager-Schwangerschaften in ganz Lateinamerika, die oft mit sexuellem Missbrauch zusammenhängen. 52,3 % der Frauen geben an, körperliche oder sexuelle Gewalt durch einen Intimpartner erlebt zu haben, aber nur 1 % aller Fälle von Gewalt an Frauen wird strafrechtlich verfolgt und führt zu einer Verurteilung. 

In Bolivien sind Frauen mit Behinderungen zehnmal stärker von sexueller Gewalt betroffen als Frauen ohne Behinderungen. Sieben von zehn Frauen mit Behinderungen berichten, dass sie in ihrer Familie Gewalt erfahren haben, und die Hälfte von ihnen gab an, Opfer sexueller Gewalt geworden zu sein. Es ist davon auszugehen, dass nur ein geringer Prozentsatz der Fälle überhaupt gemeldet wird, da viele Frauen und Mädchen mit Behinderungen in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen. 

Schutz und Befähigung von Frauen

In unseren Projekten in Bolivien gehen wir das Problem mit einem inklusiven Ansatz an, um Gewalt an Frauen zu verhindern. Gemeinsam mit dem Frauenzentrum Gregoria Apaza und dem Institut für sozioökonomische Forschung der Katholischen Universität San Pablo setzen wir uns dafür ein, dass Frauen mit und ohne Behinderungen ihre Rechte einfordern, verteidigen und ausüben können. 

Mit folgenden Aktivitäten bekämpfen wir die Faktoren, die das Risiko von Gewalt erhöhen: 

  • Aufklärung von Frauen und Mädchen über ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit. Wir haben leicht verständliche und inklusive Leitfäden und Materialien für Frauen, Mädchen und Pflegekräfte mit unterschiedlichen Fähigkeiten entwickelt und veröffentlicht. 
  • Stärkung der finanziellen Unabhängigkeit. Wir setzen uns dafür ein, den Zugang zu inklusiver Bildung und inklusiven Arbeitsplätzen zu verbessern, um Frauen mit Behinderungen zu finanzieller Unabhängigkeit und Selbstständigkeit zu verhelfen.
  • Förderung der Rechte von Frauen. Wir entwickeln Materialien und Schulungen, um das Bewusstsein für das Recht von Frauen auf ein Leben ohne Gewalt und auf Zugang zu umfassender Bildung zu schärfen. 
  • Stärkung der Ressourcen von Gemeinschaften zur Gewaltprävention und Betreuung. Wir setzen uns dafür ein, dass die Bedürfnisse und die Teilhabe schutzbedürftiger Frauen, einschliesslich Frauen mit Behinderungen, in Krisenplänen miteinbezogen werden. Wir ermitteln und teilen verfügbare Ressourcen zum Thema geschlechtsspezifische Gewalt. 

Ausbildung von Promotor:innen

 

Wir führen Ausbildungen zur Promotorin durch, damit Frauen das Wissen und das Selbstvertrauen erlangen, ihre Rechte auszuüben.

Eine Teilnehmerin berichtete, sie habe aufgrund ihrer Rolle als Leiterin einer lokalen Frauengruppe häusliche Gewalt erfahren. Nachdem sie den Fall den Behörden gemeldet hatte, sagte sie, dass sie sich dank der Teilnahme an einer der Schulungen «sicher und zufrieden» mit ihrer Entscheidung fühlte, den Täter angezeigt zu haben.
 

8 Dezember 2021
Einsatzländer

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf

Nadia Ben Said
Verantwortliche Medien
(FR/DE/EN)

Tel : +41 22 710 93 36
[email protected]

HELFEN
Sie mit

Lesen sie weiter

Erklärung internationaler NGOs
© Xavier Bourgois / HI
Nothlife Rechte von menschen mit behinderungen und politik

Erklärung internationaler NGOs

Dringender Appell zur Verhinderung einer beispiellosen humanitären Krise angesichts des bevorstehenden israelischen Bodenangriffs auf den Gazastreifen.

Besserer Schutz für humanitäre Helferinnen und Helfer
© R.Crews / HI
Mobilisierung Rechte von menschen mit behinderungen und politik Rehabilitation

Besserer Schutz für humanitäre Helferinnen und Helfer

Rund 339 Millionen Menschen weltweit waren im Jahr 2023 auf humanitäre Hilfe angewiesen. Fachkräfte von Hilfsorganisationen und im Gesundheitswesen leisten lebenswichtige Unterstützung in Krisenregionen und geraten dabei selbst oft in Gefahr. Sie werden angegriffen, entführt, kriminalisiert, verletzt und manchmal sogar getötet. 

25 Jahre Ottawa-Abkommen: Der Kampf gegen Antipersonenminen geht weiter Rechte von menschen mit behinderungen und politik Veranstaltung

25 Jahre Ottawa-Abkommen: Der Kampf gegen Antipersonenminen geht weiter

Vor 25 Jahren wurde mit der Verabschiedung des Abkommens über das Verbot von Antipersonenminen – dem sogenannten Ottawa-Abkommen – ein einzigartiger diplomatischer Meilenstein gegen die sogenannte «Waffe der Feiglinge» gesetzt. Das Abkommen führte zu einem Rückgang der Opferzahlen und zur Zerstörung von Millionen von Minen und lässt auf ein Ende ihres Einsatzes hoffen. Seit 2014 ist jedoch der Einsatz von Minen in Konflikten und entsprechend auch die Zahl der Opfer wieder angestiegen. Mit dem zunehmenden Einsatz von improvisierten Sprengkörpern und einer weit verbreiteten Kontamination in Kriegsgebieten gilt es neue Herausforderungen zu bewältigen. Der 25. Jahrestag des Ottawa-Abkommens ist eine gute Gelegenheit, die Staaten aufzufordern, ihre Bemühungen zu verstärken und dem Einsatz von Antipersonenminen endgültig ein Ende zu setzen.