Eine Prothese aus dem 3D-Drucker: Handicap International veröffentlicht ermutigende Forschungsergebnisse
Künstliche Gliedmassen aus dem 3D-Drucker könnten Menschen in Entwicklungsländern zu hochwertigen Prothesen verhelfen – selbst in entlegenen Gebieten und Konfliktzonen. In Togo, Madagaskar und Syrien hat Handicap International erste klinische Versuche durchgeführt: Die Ergebnisse sind ermutigend.
(c) J. Canicave / Handicap International
In vielen ärmeren Ländern haben nur 5 bis 15 Prozent[1] der Menschen Zugang zu orthopädischen Hilfen wie Prothesen. Die Materialien sind oft sehr teuer und vor allem in gefährlichen und abgelegenen Regionen mangelt es an medizinischen Fachkräften. Schlecht angepasste oder verarbeitete Prothesen erschweren den Patienten zudem eher den Alltag, anstatt ihn zu erleichtern.
Prothesen aus dem 3D-Drucker: Hoffnung für Menschen in entlegenen und gefährlichen Gebieten
Deshalb testet Handicap International 3D-Druckverfahren für Prothesen: Bei der Versuchsmethode erstellt ein kleiner, leichter 3D-Scanner ein digitales Modell des amputierten Körperteils. Mithilfe von Modellierungssoftware kann dieses an die Bedürfnisse der Patienten angepasst werden, bevor es dann an einen 3D-Drucker geschickt wird. Dort entsteht dann aus Tausenden von Thermoplastikschichten ein massgeschneiderten Schaft, der perfekt mit der Form des amputierten Körperteils harmoniert.
„Wir stehen zwar noch am Anfang, aber die Ergebnisse sind ermutigend. Sie bestätigen, dass die Methode Potenzial hat. Es ist toll, dass wir innovative Technologien in Entwicklungsländern für einen sinnvollen Zweck einsetzen können“ , sagt Jérome Canicave, Berater für Handicap International und Orthopädiemechaniker sowie Experte für 3D-Technologien.
„Die Ergebnisse bestätigen, dass diese Methode Potenzial hat.“
Nach den ersten positiven Resultaten kann die Forschung nun in Phase 2 übergehen, in der weitere Probanden untersucht werden. Der Versuch aus dem Jahr 2016 umfasste 19 Patienten mit Unterschenkelamputationen.
Leichte Materialien ermöglichen mobilen Einsatz
Die neue Methode basiert auf einem kleinen und leichten 3D-Scanner sowie Computermodell-Software, um eine digitale Form der amputierten Gliedmassen zu schaffen. Anschliessend wird mithilfe eines 3D-Druckers eine Fassung massgeschneidert. Die Materialien zum Scannen sind einfach zu transportieren, so dass auch unterwegs gedruckt werden kann. Dies eröffnet neue Möglichkeiten in entlegenen Gebieten oder Konfliktzonen, in denen Ressourcen für die Rehabilitation und entsprechendes Personal möglicherweise begrenzt sind. Eine kontrollierte Doppelblind-Zufallsstudie zeigte, dass die Fassung von ProsFit 3D-Druck eine sichere und wirkungsvolle Alternative sein kann.
„Wir sind gespannt darauf, mit dem gewonnenen Wissen nun in Phase 2 der Forschung überzugehen. Diese Tests untersuchen mehr Patienten und finden an unterschiedlichen Orten statt, um unsere Methoden sorgfältig zu prüfen. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass 3D-Drucke zur einzigen Methode werden, um Prothesen zur Verfügung zu stellen, aber wir glauben dennoch, dass sie unter bestimmten Umständen eine grossartige Option darstellen”, sagt Isabelle Urseau, Abteilungsleiterin Rehabilitation/Technische Ressourcen bei Handicap International.
Das Projekt ist eine Partnerschaft zwischen Handicap International, der Universität Strathclyde und den beiden Industrieunternehmen ProsFit Technologies und Proteor SAS.
Über unsere Programme zur Rehabilitation
Seit 1982 sind Projekte zur Rehabilitation ein elementarer Bestandteil der Arbeit von Handicap International. Damals bestand die Aufgaben der Organisation darin, die Opfer von Landminen in Kambodscha und Flüchtlinge in Thailand mit Prothesen zu versorgen und ihnen Rehabilitationsmassnahmen zur Verfügung zu stellen, damit sie ihre Mobilität und ihre Würde wiedererlangten. Seitdem hat sich die Rehabilitationsarbeit der Organisation weiterentwickelt und deckt eine Vielzahl von Bereichen ab, und die Herangehensweise an Prothetik und Rehabilitation nach dem Verlust von Gliedmassen ist weiterhin weltweit führend.
Mehr Informationen über unsere Programme zur Rehabilitation
[1] Unterstützungstechnologien für alternde Gesellschaften in sechs Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen: eine systematische Überprüfung (September 2015)
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