Ukraine: schwieriger Zugang zu Hilfe
Nach drei Wochen Krieg in der Ukraine ist die Zivilbevölkerung in den belagerten Städten weiterhin von humanitärer Hilfe abgeschnitten. Darunter sind viele Verletzte sowie Menschen mit Behinderung.
Die 87-jährige Galaina wird bei ihrer Flucht vor dem Konflikt in der Ukraine an der polnischen Grenze unterstützt | © T.Nicholson
Grösste Priorität haben derzeit die Versorgung der Verletzten und die psychologische Betreuung der Betroffenen, sagt Virginie Duclos, Reha-Nothilfeexpertin von Handicap International (HI), die sich in der Ukraine aufhält. Wir wissen, wo die grösste Not herrscht, sagt Virginie. Aber das Problem ist der Zugang. Es gibt Verletzte in Kiew, Mariupol und Charkiw, aber diese Städte werden gewaltsam belagert und es ist sehr schwierig, sie zu erreichen.
HI im Einsatz
HI-Teams aus Reha-Fachkräften, Logistik-Expert*innen und Helfer*innen für psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung sind an den Grenzen zu Moldawien sowie in mehreren Regionen der Ukraine im Einsatz. Unser Fokus liegt darauf, wie wir die Versorgung von Verletzten nach Operationen, die Verteilung von medizinischer Ausrüstung und Hygieneartikeln sowie psychosoziale und logistische Hilfe unterstützen können. Wir koordinieren über Partnerschaften mit anderen Hilfs- und Behindertenorganisationen sowie lokalen Gesundheitszentren Massnahmen, damit die Bevölkerung in schwer zugänglichen Gebieten und belagerten Städten Zugang zu Nothilfeleistungen bekommt. Darüber hinaus erarbeiten wir einen Notfallplan, wie wir Krankenhäuser am besten unterstützen können.
Tausende zivile Opfer
Die anhaltenden Bombardierungen und Granatenangriffe auf bewohnte Gebiete in der Ukraine haben Tausende zivile Opfer gefordert, darunter Hunderte Tote. Die Dunkelziffer ist deutlich höher. Allein in der Stadt Mariupol, im Osten der Ukraine, wurden in den letzten Tagen mehr als 2'500 zivile Todesopfer gemeldet. Allein dort sind nach Angaben der Behörden zwischen 350'000 und 400'000 Einwohner*innen unter ständigem Bombardierungen in der Stadt eingeschlossen, ohne ausreichend Nahrung, Wasser oder medizinische Versorgung. Da es keine sicheren Korridore gibt, können die Familien nicht evakuiert werden und die Organisationen haben Schwierigkeiten, lebenswichtige humanitäre Hilfe in das Gebiet zu bringen.
10 Millionen Menschen wurden vertrieben
Insgesamt wurden bisher rund 10 Millionen Menschen vertrieben, von denen über 3,4 Millionen in die Nachbarländer und fast 6,5 Millionen innerhalb der Ukraine geflohen sind.
Es ist genauso schlimm, wie man es sich vorstellt, sagt Virginie Duclos. Die Menschen haben ihre Häuser verlassen, sie wissen nicht, wann sie zurückkehren können und viele haben ihren Mann, Vater oder Bruder zurückgelassen. Es besteht ein echter Bedarf an psychosozialer Unterstützung.
Zudem fehlt vielen Flüchtlingen Bargeld. Viele Familien waren gezwungen, mit wenig oder gar keinem Hab und Gut zu fliehen, während andere wenigstens das Nötigste einpacken konnten.
Die Menschen brauchen Geld, erklärt Virginie Duclos. Bargeld ist flexibel und kann zur Deckung des unmittelbaren Bedarfs verwendet werden, z. B. für die Bezahlung der Unterkunft, für den Kauf von Lebensmitteln oder für den Kauf eines Telefons, das sie nach der Flucht benutzen können.
HELFEN SIE UNS
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Nadia Ben Said
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