Nach dem Hurrikan wurden ganze Gebiete einfach vergessen oder ignoriert

Nothlife
Haiti

Pauline Lavirotte kümmert sich um die Versorgung der Betroffenen mit wichtigsten Hilfsgütern. Kürzlich war sie auf einer Evaluierungsmission in Jean-Rabel im Nordwesten des Landes unterwegs. Sie ist erschüttert über die langfristigen Auswirkungen der Katastrophe auf die schutzbedürftigen Bevölkerungsgruppen.

Pauline Lavirotte

Pauline Lavirotte | © Benoit Almeras / Handicap International

“Jean-Rabel ist eine abgelegene Gemeinde auf halbem Weg zwischen Môle Saint-Nicolas und Port-de-Paix im Departement Nord-Ouest von Haiti. Sie liegt in einem im Vergleich zum übrigen Land sehr trockenen Gebirgsmassiv und hat etwa 140.000 Einwohner. Die Bevölkerung lebt an verschiedenen Orten in den Hügeln. Ihre Haupteinnahmequellen sind Viehzucht und Landwirtschaft.

Für dringende Fälle haben die Einwohner Hilfsmechanismen wie die ‚Tontinen’ entwickelt, eine Art lokale Mikrokreditvereine. Die dörfliche Solidarität ist sehr stark.

Die abgesehen von einigen haitianischen Vereinen und anderen Entwicklungsorganisationen schwache Präsenz humanitärer Akteure begrenzt den Informationsfluss zu den wichtigsten in Port-au-Prince vertretenen NRO. Dies hat uns veranlasst, in diesem Gebiet eine Evaluation durchzuführen.

Je mehr man sich dem Nordwesten nähert, umso deutlicher zeigen sich die Sturmschäden, besonders ab Bombardopolis. In Jean-Rabel sind unter den heftigen Windböen Häuser eingestürzt. Nach dem Verlust von Pflanzungen und Vieh machen sich die Einwohner der Gemeinde grosse Sorgen, da sie ihre Lebensgrundlagen verloren haben. Die Lebensbedingungen der Einwohner waren schon vorher prekär, und der Sturm hat ihre Schutzbedürftigkeit noch weiter erhöht.

In Jean-Rabel gibt es kein medizinisches Zentrum, das ausreichend ausgestattet ist, um Verletzte betreuen zu können. Es gibt hier so gut wie keinen Zugang zu Trinkwasser und zu Gesundheitseinrichtungen. Viele mussten bei Nachbarn Schutz suchen und haben keine andere provisorische Wohnmöglichkeit.

Seit dem Hurrikan Matthew ist Jean-Rabel völlig vergessen und ignoriert worden. Die betroffenen Menschen brauchen eine Unterkunft, wo sie wohnen können, und Zugang zu Trinkwasser. Der Hurrikan wird schwere langfristige Folgen haben, und sie erhalten einfach zu wenig Unterstützung.“

18 Oktober 2016
Einsatzländer

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf

Nadia Ben Said
Verantwortliche Medien
(FR/DE/EN)

Tel : +41 22 710 93 36
[email protected]

HELFEN
Sie mit

Lesen sie weiter

Warum Rehabilitation in Kriegszeiten so wichtig ist
© S. Hejji - HQ / HI
Nothlife

Warum Rehabilitation in Kriegszeiten so wichtig ist

Als ich im März von einem Einsatz mit Handicap International in Gaza nach Genf zurückkehrte, war ich erschüttert: Die Situation ist katastrophal. Ohne eine konsequente und inklusive humanitäre Hilfe wird die Zahl der Menschen mit Behinderungen stark zunehmen. 

Tragischer Tod einer Mitarbeiterin von Handicap International in Gaza
© Handicap International
Nothlife

Tragischer Tod einer Mitarbeiterin von Handicap International in Gaza

Die Mitarbeitenden von Handicap International/Humanity & Inclusion (HI) sind zutiefst betroffen und empört über den Tod ihrer Kollegin Muna und ihrer ganzen Familie, die am 8. Juni wahllos von israelischen Streitkräften in ihrem Haus im Süden von Deir al-Balah in Gaza bombardiert wurden. Muna, eine engagierte Sozialarbeiterin, half Hunderten von vertriebenen Familien und Kindern, darunter auch Kindern mit Behinderungen. Dieser tragische Vorfall ist der zweite Tod einer HI-Mitarbeiterin seit dem 7. Oktober, nach einem Vorfall im Dezember 2023, als eine andere Kollegin und ihre vier Kinder in Nuseirat im Gazastreifen getötet wurden.