Wieder auf die Beine kommen in einem Kriegskontext

Rehabilitation
Afghanistan

Sayed wurde im Alter von fünf Jahren durch eine Sprengfalle schwer verletzt. Sprengfallen werden in Afghanistan häufig eingesetzt – ein Zeichen für die bewaffneten Spannungen, die das Land weiterhin plagen. Sayeds linkes Bein musste aufgrund der Explosion amputiert werden. Nach der Amputation wurde er von unseren Teams versorgt und erlangt allmählich seine Selbstständigkeit zurück.

Sayed in dem von uns betriebenen Rehabilitationszentrum in Kandahar, Afghanistan.

Sayed in dem von uns betriebenen Rehabilitationszentrum in Kandahar, Afghanistan. | © Jaweed Tanveer / HI

Mohammad, der Vater von Sayed, sagt nur wenig über den Unfall. Als er eines Tages mit Sayed unterwegs war, überfuhr der Minibus, in dem sie unterwegs waren, eine Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung (USBV). Vier Passagiere starben an den Folgen der Explosion. Sayed wurde an beiden Beinen verletzt und musste notoperiert werden. Seine Wunden sind allerdings nicht wie erwartet verheilt. Sein Zustand verschlechterte sich so sehr, dass ihm das linke Bein amputiert werden musste, um sein Leben zu retten.

Ein langer Weg zur Unabhängigkeit

Die Familie des kleinen Jungen wird schnell an das Rehabilitationszentrum in Kandahar überwiesen, das von unserer Organisation betrieben wird. Das 1996 eröffnete Zentrum ist eine der wichtigsten Einrichtungen in Afghanistan für die Betreuung von Menschen mit Behinderung.

Nach dem Unfall machen Mohammad und Sayed mehrere Fahrten entlang der 250 km langen Strasse, die ihr Dorf vom Reha-Zentrum trennt. Trotz der Müdigkeit der Reise hat Sayed stetige Fortschritte gemacht.

"Wir haben mit den ersten Übungen begonnen, um ihm zu helfen, seine Muskeln zu stärken und seinem Vater zu zeigen, wie er ihm helfen kann", erklärt Mahmood, sein Physiotherapeut. "Er war sehr schwach, aber er begann allmählich, sich mit einer Gehhilfe, die wir ihm zur Verfügung stellten, selbständig zu bewegen.“

Auf dem Weg zur Schule

Vor einigen Jahren erhielt Sayed seine erste Prothese. Er setzt seine Rehabilitation mit Hilfe seiner Eltern fort und kehrt regelmässig nach Kandahar zurück, um eine neue, an sein Wachstum angepasste Prothese zu erhalten.

Ist eine neue Prothese fertiggestellt, probiert Sayed sie im grossen Übungsraum des Zentrums vor seinem Vater aus. Auf die Frage, was sich durch die Prothese in seinem Leben verändert hat, antwortet Sayed schüchtern:

"Ich wollte einfach wieder mit meinen Freunden, Brüdern und Schwestern spielen, das ist das, was ich am meisten mag. Mit diesem Bein kann ich es schaffen. Das macht mich sehr glücklich!“

Angesichts der neu entdeckten Freude seines Sohnes schöpfte Mohammad wieder Zuversicht für die Zukunft:

"Auch wenn ich der einzige bin, der in meiner Familie arbeitet, auch wenn wir nicht viel Geld haben und unser Dorf isoliert ist, möchte ich, dass meine Kinder aufwachsen und ein besseres Leben haben. Mit der Hilfe, die ich erhalten habe, wird Sayed selbstständig werden und Selbstvertrauen gewinnen. Er kann bereits ohne unsere Hilfe laufen und wird bald zur Schule gehen können!", sagt er hoffnungsvoll.

Einsatzländer

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf

Nadia Ben Said
Verantwortliche Medien
(FR/DE/EN)

Tel : +41 22 710 93 36
[email protected]

HELFEN
Sie mit

Lesen sie weiter

In Gaza gibt es nur neun Prothesen- und Orthesen-Techniker:innen für die Versorgung tausender Menschen mit Amputationen
© K. Nateel / HI
Minen und andere Waffen Nothlife Rehabilitation

In Gaza gibt es nur neun Prothesen- und Orthesen-Techniker:innen für die Versorgung tausender Menschen mit Amputationen

Seit Beginn der Eskalation des Konflikts im Oktober 2023 wurden 123’000 Menschen in Gaza verletzt und 4000 Menschen amputiert. Die Zahl der verletzten Kinder ist dabei tragischerweise sehr hoch. Dennoch gibt es derzeit im gesamten Gazastreifen nur neun Techniker:innen, die auf die Herstellung von Prothesen und Orthesen spezialisiert sind – viel zu wenig für den Bedarf von Tausenden Menschen. Heba ist eine von ihnen. Inmitten ständiger Gefahr berichtet sie über ihren Alltag als Orthopädietechnikerin und Mutter zweier kleiner Töchter im neuen Rehabilitationszentrum von Handicap International in Zawaida. 

Die Situation in Gaza übertrifft alles, was ich je in humanitären Krisen erlebt habe
© Violette Van Bever / HI
Nothlife Rehabilitation

Die Situation in Gaza übertrifft alles, was ich je in humanitären Krisen erlebt habe

Violette Van Bever, Spezialistin für Rehabilitation in Notsituationen, war im April und Mai 2024 in Gaza im Einsatz, um die Teams von Handicap International zu unterstützen. Sie schildert eine humanitäre Katastrophe.

Trotz Kürzungen: Wir arbeiten weiter!
© T. Nicholson / HI
Gesundheit und Prävention Gesundheit und Prävention Inklusion Minen und andere Waffen Rechte von menschen mit behinderungen und politik Rehabilitation

Trotz Kürzungen: Wir arbeiten weiter!

Angesichts von Kriegen, Gewalt, Vertreibung und Naturkatastrophen benötigen immer mehr Menschen humanitäre Hilfe. Gleichzeitig werden öffentliche Gelder drastisch gekürzt. Es geht um viele Millionen Dollar, die bisher wirksam und sinnvoll in Hilfsprojekten weltweit eingesetzt wurden. Handicap International arbeitet unermüdlich weiter, um den schutzbedürftigsten Bevölkerungsgruppen zu helfen.

 

Kontakt

Handicap International Schweiz
Avenue de la Paix 11, 1202 Genf
+41 (0)22 788 70 33
[email protected]

Uns kontaktieren

IBAN: CH66 0900 0000 1200 0522 4

 
 

Suchbegriff eingeben

 
 

Unser Netzwerk

 
 

Folgen Sie uns