Statement von Handicap International zum Waffenstillstand in Gaza

Nothlife
Palästinensische Gebiete

Handicap International begrüsst den kürzlich erreichten Waffenstillstand und ruft alle Parteien auf, ihre Zusagen für den Frieden und die Freilassung der Geiseln zu erfüllen. Dieser Durchbruch ermöglicht es, auf das unermessliche Leid zu reagieren, das durch die letzten 15 Monate des Konflikts verursacht wurde.

Vertriebenenlager im Norden des Gazastreifens.

Vertriebenenlager im Norden des Gazastreifens. | © Y. Nateel / HI

Die verheerenden Auswirkungen des Krieges auf die Zivilbevölkerung dürfen nicht unterschätzt werden: Bei den Angriffen am 7. Oktober 2023 wurden 1200 Menschen getötet und ca. 100 Menschen sind noch immer in Geiselhaft. Seit Beginn der israelischen Militäroffensive wurden über 46’000 Palästinenser:innen getötet, darunter drei Mitarbeitende unserer Organisation, und fast 110’000 Menschen wurden verletzt – davon 70 % Frauen und Kinder. Unter den Verletzten befinden sich tausende Menschen mit dauerhaften Behinderungen, da die anhaltenden Bombardierungen und der Mangel an angemessener medizinischer Versorgung den Menschen den Zugang zu langfristiger Behandlung, Rehabilitation und Unterstützung verwehrt. Zudem wurde eine unbekannte Anzahl von Palästinenser:innen verhaftet, darunter auch geschütztes medizinisches Personal.

Familien wurden wiederholt vertrieben, und wichtige Infrastrukturen, einschliesslich Spitäler und Schulen, liegen nun in Trümmern und sind mit explosiven Kriegsresten kontaminiert. Dieser Krieg hat zu einer verheerenden humanitären Bilanz geführt, die ganze Gemeinden vom Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen ausschliesst. Tragischerweise sind in den letzten 16 Tagen acht Säuglinge erfroren, was die extrem schwierigen Bedingungen für vertriebene Familien verdeutlicht. Die am meisten gefährdeten Menschen – Kinder, ältere Menschen, Verletzte und Menschen mit Behinderungen – tragen weiterhin die Hauptlast dieser Notsituation.

Im Dezember 2024 fuhren täglich durchschnittlich 76 Lastwagen mit humanitären Nothilfegütern in den Gazastreifen, ein drastischer Rückgang im Vergleich zu den durchschnittlich täglich 500 Lastwagen vor der Gewalteskalation. Im Januar 2025 gelang es uns, 11 Lastwagen mit Hilfsgütern nach Gaza zu bringen – nach mehr als sechs Monaten Verzögerung. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass mit dem Waffenstillstand die Hilfe ohne Verzögerung oder Unterbruch zu den Bedürftigen gelangt.

Wir fordern einen sofortigen und sicheren Zugang für Nothilfeorganisationen, um Nahrungsmittel, medizinische Hilfsgüter, Rehabilitationsdienste und Unterkünfte für Millionen von Betroffenen liefern zu können. Wir verlangen auch den uneingeschränkten Zugang von Hilfslastwagen auf, die wichtige Hilfsgüter bringen.

Dieser Waffenstillstand sollte nicht nur ein vorübergehendes Ende der Gewalt bedeuten. Es braucht einen dauerhaften Waffenstillstand, um den Weg für nachhaltige Bemühungen zum Wiederaufbau der Lebensräume und Gemeinschaften zu ebnen, mit besonderem Augenmerk auf die Rechte und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen. Handicap International ist bereit, an der Seite aller Beteiligten zu arbeiten, um Hilfe und Unterstützung zu leisten, geleitet von Mitgefühl und einem tiefen Sinn für Menschlichkeit.

17 Januar 2025
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