Vom Minenunfall zum Neuanfang: Carlos’ Geschichte

Inklusion Minen und andere Waffen
Kolumbien

Carlos trat auf eine Mine – eine verheerende Folge der Gewalt in Kolumbien. Nachdem er wieder auf die Beine gekommen war, startete er ein Schweinezuchtprojekt, um seiner Familie ein dauerhaftes Einkommen zu sichern.

Porträt eines Mannes, der sich auf eine kleine Mauer stützt und in die Kamera lächelt. Hinter ihm sieht man Bananenstauden und in der Ferne erahnt man grüne Hügel.

Carlos Bolaños in seinem Haus im Departement Cauca. | © C. Maldonado / HI

Minen im Fluss Patía: eine unsichtbare Bedrohung

An der Nordküste der pazifischen Region Nariño kämpfen mehrere bewaffnete Gruppen heftig um die Kontrolle über das Gebiet. Für die Bewohner:innen ist es riskant, ihr Haus zu verlassen. Angesichts der eskalierenden Gewalt trafen Carlos und seine Frau die schwierige Entscheidung zu fliehen. Eines Nachts gelang es ihnen, besorgt und angespannt, ein Boot zu besteigen, um in die nur wenige Kilometer entfernte Stadt zu gelangen. Zwei Wochen später zwang sie der Mangel an Ressourcen jedoch zurückzukehren, um wieder zu arbeiten.

Es war Mittag, als Carlos sich wie jeden Tag dem Ufer des Flusses Patía näherte. Doch dieses Mal wurde seine Routine in Sekundenbruchteilen unterbrochen: Eine dröhnende Explosion warf ihn zu Boden. Er kann sich weder an die Explosion noch daran erinnern, wie sie geschah. Doch als er die Augen öffnete, wusste er sofort, dass er auf eine Mine getreten war.

Die Amputation seines Beines war für ihn ein Wendepunkt – körperlich, emotional und wirtschaftlich. Mit drei Kindern, die er versorgen musste, gab sich Carlos nicht geschlagen. Dank seiner ersten Prothese gewann er wieder eine gewisse Mobilität. Mit der Zeit wurden Anpassungen an seiner Prothese notwendig, die nur in Cali möglich waren. Die Kosten für Transport und Unterkunft überstiegen jedoch seine Mittel und die Unterstützung, die er erhielt, bei Weitem.

Schweinezucht: ein Zukunftsprojekt für die Familie

Dank eines Projekts von Handicap International und der kolumbianischen Organisation Tierra de Paz erhielt Carlos psychosoziale Unterstützung, Rechtsbeistand und Hilfe bei seinem Rentenantrag. Er erhielt auch finanzielle Unterstützung, um seine Reisekosten für Arzttermine zu decken. Vor allem aber startete Carlos ein neues Projekt, das es ihm ermöglicht, seiner Familie ein Einkommen zu sichern und sie so zu versorgen.

Dank Carlos’ Erfahrung in der Schweinezucht und der erhaltenen finanziellen Unterstützung konnten er und seine Familie zwei Schweineställe bauen. Dann besorgten sie Spezialfutter, Vitamine und Entwurmungsmittel. Schliesslich kauften sie fünf Ferkel, um mit der Zucht zu beginnen. Carlos hat ausserdem ein Kompostierungssystem eingerichtet, um Bio-Dünger für seinen Gemüsegarten herzustellen. So konnte er seine Ausgaben senken und einen nachhaltigen Produktionszyklus sicherstellen.

 

Das Projekt ACTIVA (Comprehensive Action for the Reduction of Armed Violence and Protection of Affected Communities) wird von Handicap International in Zusammenarbeit mit Tierra de Paz umgesetzt und von der Schweizer Botschaft in Kolumbien (Humanitäre Hilfe und Entwicklung), der norwegischen Regierung und der Medicor-Stiftung finanziert. Es ermöglicht die Begleitung von 12'315 Menschen in den Departements Antioquia, Cauca und Nariño.

8 September 2025
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