«Wenn wir uns nicht um diese Menschen kümmern, wer weiss dann, dass sie Hilfe benötigen?»
Die Teams von HI führen eine Bedarfsanalyse in einem Aufnahmezentrum für Vertriebene in Yurivka (Ukraine) durch. Die Mehrheit von ihnen wurde durch die Bombardierungen betroffen.
Ukrainische Vertriebene warten darauf, von den Schutzteams von HI in der Kinderbibliothek von Yurivka im Osten der Ukraine empfangen zu werden. | © H. Kostenko / HI
Jurjiwka ist ein kleines Dorf in der Dnipro-Region im Osten der Ukraine. Seit Februar 2022, als der Krieg zwischen der Ukraine und Russland eskalierte, sind Hunderte Familien auf der Flucht vor den Kämpfen im Dorf gestrandet.
Vom Notaufnahmelager zum gemeinschaftlichen Treffpunkt
Kurzfristig organisierte sich die lokale Bevölkerung, um den Neuankömmlingen, die alles verloren hatten, zu helfen. Innerhalb weniger Tage verwandelten die Einwohner:innen die Kinderbibliothek in eine Unterkunft für Binnenvertriebene.
Während im Osten und Süden der Ukraine weiter gekämpft wird, haben sich viele Vertriebene entschlossen, in Jurjiwka zu bleiben und zu versuchen, hier ein neues Leben aufzubauen.
Die Unterkunft hat sich von einer Notunterkunft zu einem Gemeinschaftszentrum entwickelt, in dem sich Einheimische und Vertriebene treffen.
Inna kommt regelmässig in die Kinderbibliothek. Sie kennt solche Orte aus ihrem «alten Leben». Als Inna noch in Bachmut in der Region Donezk lebte, war sie Lehrerin für Kinder mit Behinderungen. Sie arbeitete mit Kindern mit Sehbehinderungen, die sie regelmässig in die Bibliothek begleitete, und war Mitglied einer Folkloregruppe. Seit sie sich in Jurjiwka niedergelassen hat, hat sie hier eine Art Zufluchtsort gefunden, den perfekten Ort, um «abzuschalten» und «auf andere Gedanken zu kommen».
«Die Bombe fiel nur 150 Meter von uns entfernt»
Inna kam im August 2022 nach Jurjiwka, nachdem sie vor den massiven Bombenangriffen auf ihre Nachbarschaft geflohen war:
«Ich erinnere mich, dass wir gerade auf dem Heimweg von meinem Vater waren. Zum Glück konnten wir uns unter einem Zaun verstecken, die Bombe fiel nur 150 Meter von uns entfernt. Die Wucht der Explosion hat alles mit sich gerissen.»
Im Gemeinschaftszentrum wurde Inna von unseren Schutzteams angesprochen. Das Ziel der Schutzexpert:innen ist es, die individuellen Bedürfnisse der vom Krieg betroffenen Menschen, wie Opfer von Bombenangriffen oder von Kontamination durch Explosivwaffen, zu evaluieren. So können sie bei Bedarf an unsere spezialisierten Dienste (Rehabilitation, psychosoziale Unterstützung usw.) oder an andere internationale oder lokale humanitäre Organisationen verwiesen werden.
«Wenn wir diese Menschen nicht identifizieren und ihre Bedürfnisse nicht genau abklären, wird niemand wissen, dass sie Hilfe benötigen», erklärt Olesia, unsere Sozialarbeiterin im Bereich Opferhilfe.
6053 Menschen wurden seit Anfang 2024 von unseren Schutzteams in der Ukraine identifiziert. Schutz ist ein wichtiger Schritt, um den vom Krieg betroffenen Menschen und Familien zu helfen.
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Nadia Ben Said
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