Was sind Streubomben?
Obwohl Streubomben seit 2008 durch die Oslo-Konvention verboten sind, wurden sie wiederholt in Konflikten in Syrien, Libyen, im Jemen, im Sudan und jetzt erneut in der Ukraine eingesetzt. Sie richten verheerende Schäden unter der Zivilbevölkerung an, die am schlimmsten von ihnen betroffen ist. Aber was sind Streubomben genau?
Kampfmittelräumer von Handicap International auf der Suche nach Streubomben in einem Reisfeld in Laos | Handicap International
Funktionsweise von Streubomben
Eine Streubombe ist ein Behälter, der kleinere Bomblets, die sogenannte «Submunition», enthält. Dieser Behälter kann eine Haubitze, Rakete oder ein Lenkflugkörper sein. Die Streubombe wird aus der Luft abgeworfen oder vom Boden abgefeuert und verteilt ihre Submunition breitflächig. Dadurch fällt ein ganzer Bombenteppich auf eine fast vollkommen willkürliche Fläche von der Grösse eines Fussballfelds.
Zivilbevölkerung leidet am meisten
Streubomben töten, verletzen, verstümmeln und verursachen schwere psychologische Traumata. 97 % der registrierten Opfer stammen aus der Zivilbevölkerung. Anders gesagt: Fast alle Opfer sind Zivilistinnen und Zivilisten, mehr als ein Drittel davon Kinder.
Langzeitfolgen von Streubomben
Bis zu 40 % der Submunition, die manchmal so gross ist wie ein Tennisball, explodiert beim Aufprall auf dem Boden nicht und bleibt während Jahrzehnten als gefährliche Blindgänger liegen. Diese Blindgänger können beim Vorbeigehen oder Aufheben explodieren. Laos ist ein trauriges Beispiel für die Langzeitfolgen von Streubomben. Die Submunition, die in den 1960er Jahren im Osten des Landes abgeworfen wurde, tötet und verstümmelt auch heute noch Menschen.
Wer produziert Streubomben?
Da die Rüstungsindustrie wenig transparent ist, ist es sehr schwierig, genaue Informationen über die Produktion von Streubomben zu erhalten. 16 Staaten (Ägypten, Brasilien, China, Griechenland, Indien, Iran, Israel, Pakistan, Polen, Rumänien, Russland, Singapur, Nordkorea, Südkorea, Türkei, USA) stehen im Verdacht, noch immer Streubomben zu produzieren, oder behalten sich das Recht dafür vor. Aufgrund mangelnder Transparenz und fehlender Daten ist es nicht möglich, herauszufinden, ob diese Länder in letzter Zeit Streubomben produziert haben.
Laut dem Streubomben-Monitor 2021 erforschen und entwickeln China und Russland aktiv neue Arten von Streumunition.
Was ist die Streubombenkonvention?
Die Streubombenkonvention wurde 2008 in Oslo zur Unterzeichnung aufgelegt und trat im August 2010 in Kraft, nachdem sie von 110 Staaten unterzeichnet worden war. Sie verbietet den Einsatz, die Produktion, den Handel und die Lagerung der Waffen. Ausserdem verpflichtet die Konvention die unterzeichnenden Staaten, den Überlebenden von Unfällen zu helfen und die verseuchten Gebiete zu räumen.
Einsatz verbotener Waffen in der Ukraine
Seit dem 24. Februar 2022 und dem Beginn eines gross angelegten militärischen Konflikts in der Ukraine sind die wichtigsten Städte des Landes Ziel von verheerenden Bombenangriffen. Die russischen Streitkräfte setzen dabei Streumunition ein:
- Laut Human Rights Watch wurde am 24. Februar ein Spital von einer Rakete mit Submunition getroffen, wobei mindestens vier Zivilist:innen ums Leben kamen.
- Amnesty International berichtete, dass am 25. Februar drei Zivilist:innen, darunter ein Kind, getötet wurden, als ein Kindergarten in dem Zivilpersonen Schutz gesucht hatten, durch Streumunition getroffen wurden.
- Die russischen Streitkräfte feuerten am 28. Februar 2022 laut Human Rights Watch Streumunition auf mindestens drei Wohngebiete in Charkiw, der zweitgrössten Stadt der Ukraine. Bei diesen Angriffen wurden mindestens drei Zivilist:innen getötet.
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Nadia Ben Said
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