Die Geschichte von Malak: die Nothilfe von HI in der syrischen Krise

Betroffenen Rehabilitation Stop Bombing Civilians
Jordanien Syrien

Im Dezember 2015 verlor Malak ein Bein, als ein Luftangriff ihr Haus in Syrien traf. Ein paar Monate später fanden das kleine Mädchen und seine Familie Zuflucht im Camp Zaatari in Jordanien. Dort begann Handicap International (HI) unmittelbar mit Physiotherapie und passte ihr eine Prothese an. Mittlerweile ist Malak mit ihrer Familie nach Syrien zurückgekehrt. Nun wird sie von einem Partner von HI vor Ort weiterbehandelt.
 

Malak während einer Rehabilitationssitzung im Versorgungszentrum von HI, im Flüchtlingslager von Zaatari.

Malak während einer Rehabilitationssitzung im Versorgungszentrum von HI, im Flüchtlingslager von Zaatari. | © Elisa Fourt

2016 kam Malak mit ihrer Familie im Flüchtlingscamp Zaatari in Jordanien an. Sie hatte bei einer Bombardierung in ihrer Heimat Syrien im Alter von nur fünf Jahren ein Bein verloren. An diesem schicksalhaften Tag traf es die Familie schwer: Ihre kleine Schwester war gestorben, ihr Bruder hatte Verbrennungen erlitten und war teilweise erblindet; ihre andere Schwester hatte ebenfalls Verbrennungen und leichte Verletzungen davongetragen.

Als der Familienvater Houdey in Zaatari erstmals auf ein Team von HI traf, befand er sich immer noch in einem Schockzustand. Auch Malak war schwer traumatisiert. Mohammed, Physiotherapeut in Zaatari, erinnert sich:

„Als ich sie zum ersten Mal traf, weinte sie die ganze Zeit und sprach mit niemandem ausser ihren Eltern. Ich habe eine Kollegin dazu gerufen, die Psychologin ist, damit sie mich während der Physiotherapiestunden unterstützt. Ich wollte Malak dabei helfen, sich zu entspannen und wollte gleichzeitig ihr Vertrauen gewinnen. Nach einer Weile weinte sie weniger und räumte uns einen Platz in ihrem Leben ein.“

Nach mehreren Wochen mit Physiotherapie vermassen die Fachkräfte von HI ihren Beinstumpf und fertigten ihr eine Prothese, mit der sie wieder laufen konnte. Schnell ging es dem kleinen Mädchen besser. Die Eltern waren erleichtert zu sehen, dass sie sich gut erholte.

„Wenn ich sie lächeln sehe, bin ich so stolz auf den Fortschritt, den sie schon gemacht hat“, erklärte Houdey, als er seiner Tochter bei ihren ersten Schritten mit der neuen Prothese zusah.

Doch Malaks Fortschritte allein reichten nicht aus, dass sich die Familie besser fühlte. Für ihre Eltern war es sehr schwer, sich an das Leben im Camp und die Umstände als Flüchtlinge zu gewöhnen. Ein paar Monate nach ihrer Ankunft beschlossen sie daher, wieder nach Syrien zurückzukehren, auch wenn dort immer noch Krieg herrschte. Kurz danach verliess die ganze Familie das Camp Zaatari.

2017 ist eine Partnerorganisation von HI Malak in Syrien wiederbegegnet und hat erneut mit Physiotherapie begonnen. Malak hat sich ihre positive Ausstrahlung und ihr Lächeln beibehalten, seit sich das Team von HI in Jordanien um sie gekümmert hatte. Wie die meisten Mädchen in ihrem Alter malt sie gerne und spielt mit ihren Freunden. „Sie geht zur Grundschule und ist begeistert“, erzählt Houdey. „Mit ihrer Prothese kann sie all das machen, was auch die anderen Kinder machen.“

„Malak ist gewachsen. Ihre Prothese wird bald ersetzt werden“, ergänzt Mohammed, der Physiotherapeut, der sich nun in Syrien um das Mädchen kümmert. „Ich stehe mit unserer Partnerorganisation in Kontakt, um sicherzustellen, dass sie bald eine neue Prothese bekommt. Ausserdem braucht ihre Familie finanzielle Unterstützung und ihr kleiner Bruder muss noch einmal operiert werden. Auch in diesen Bereichen versuchen wir, ihnen zu helfen.“

Als Houdey seiner Tochter bei ihren physiotherapeutischen Übungen zusieht, gesteht er: „Ich würde lügen, wenn ich sagte, dass es gut war, nach Syrien zurückzukommen. Wir bereuen es. Es war so schwer für uns, uns an das Leben in Zaatari anzupassen. Doch hier ist alles so viel schwieriger. Ich schaffe es kaum, für den Lebensunterhalt meiner Familie zu sorgen. Doch ich bin sehr dankbar dafür, dass ihr immer da seid und meiner Tochter helft. Ich hätte nicht das nötige Geld, um ihre medizinische Versorgung zu bezahlen.“

Der Vater erklärt weiterhin, dass HI und die Partner vor Ort die einzigen Organisationen seien, die Hilfe leisten, seit sie nach Syrien zurückgekehrt sind. Seit Beginn des Einsatzes in Syrien haben HI und die Partnerorganisationen über 250'000 Physiotherapiestunden für mehr als 50'000 Menschen bereitgestellt.

NEIN zu Bomben auf Wohngebiete ! Unterzeichnen Sie die Petition !

Einsatzländer

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf

Nadia Ben Said
Verantwortliche Medien
(FR/DE/EN)

Tel : +41 22 710 93 36
[email protected]

HELFEN
Sie mit

Lesen sie weiter

Baby Sanaa stirbt an den Folgen der Hungersnot
© HI
Minen und andere Waffen Nothlife Rehabilitation

Baby Sanaa stirbt an den Folgen der Hungersnot

Vor zwei Wochen verhungerte Sanaa, ein einjähriges Baby. Der Rehabilitationsspezialist Haytham Abu Hadroos erzählt uns ihre Geschichte – ein erschütterndes Beispiel für die verzweifelte humanitäre Lage in Gaza und die Auswirkungen der von Menschen verursachten Hungersnot auf die Bevölkerung.

Gaza: Gaza: Auch unter den humanitären Hilfskräften herrscht Hungersnot
© HI / OSAMA.A
Nothlife

Gaza: Gaza: Auch unter den humanitären Hilfskräften herrscht Hungersnot

„Genau wie die über zwei Millionen Palästinenserinnen und Palästinenser im Gazastreifen werden auch wir humanitären Hilfskräfte ausgehungert, vertrieben und getötet. Seit fast zwei Jahren müssen wir jeden Tag zwischen unserem eigenen Überleben in diesem Krieg, der Versorgung unserer Familien und der Hilfe für die Schwächsten jonglieren. Der Hunger hat seinen Höhepunkt erreicht, Kinder und Babys sterben vor Hunger...

In Gaza gibt es nur neun Prothesen- und Orthesen-Techniker:innen für die Versorgung tausender Menschen mit Amputationen
© K. Nateel / HI
Minen und andere Waffen Nothlife Rehabilitation

In Gaza gibt es nur neun Prothesen- und Orthesen-Techniker:innen für die Versorgung tausender Menschen mit Amputationen

Seit Beginn der Eskalation des Konflikts im Oktober 2023 wurden 123’000 Menschen in Gaza verletzt und 4000 Menschen amputiert. Die Zahl der verletzten Kinder ist dabei tragischerweise sehr hoch. Dennoch gibt es derzeit im gesamten Gazastreifen nur neun Techniker:innen, die auf die Herstellung von Prothesen und Orthesen spezialisiert sind – viel zu wenig für den Bedarf von Tausenden Menschen. Heba ist eine von ihnen. Inmitten ständiger Gefahr berichtet sie über ihren Alltag als Orthopädietechnikerin und Mutter zweier kleiner Töchter im neuen Rehabilitationszentrum von Handicap International in Zawaida.